Siegfried Besser

Verlegeort
Kottbusser Damm 79
Bezirk/Ortsteil
Neukölln
Verlegedatum
25. Juni 2023
Geboren
05. Februar 1881 in Schönau (Schlesien) / Świerzawa
Beruf
Kaufmann
Schicksal unbekannt
Biografie

Siegfried Besser wurde am 5. Februar 1881 in Schönau an der Katzbach (Schlesien, heute Polen) geboren. Er stammte aus einer jüdischen Familie und war gelernter Kaufmann. Ab 1907 betrieb er ein Herrenkonfektionsgeschäft und ein Spielwarengeschäft in Coburg. Im gleichen Jahr heiratete Siegfried Else Frieda, die am 12. Oktober 1885 in Neusalz (Schlesien, heute Nowa Sól, Polen) geboren worden war. Sie heirateten und zogen gemeinsam nach Coburg, wo sie drei Kinder bekamen und großzogen: Siegfried und Else Besser hatten drei Söhne: Heinz (*1908), Walter (*1911) und Ludwig (*1922).

1933 beschloss die Familie Besser, aufgrund des wachsenden Antisemitismus und Angriffen in Coburg, gemeinsam nach Berlin zu ziehen. Ab Ende Juni 1933 lebten sie am Kottbusser Damm, Hausnummer 79. Siegfried fand eine Arbeit als Vertreter. 1941 musste die Familie jedoch zwangsweise in die Sybelstraße 35 in Berlin-Charlottenburg umziehen, etwas später dann noch einmal in die Levetzowstraße in Berlin-Moabit. Siegfried wurde gezwungen, in den AEG Apparaturenfabriken in Berlin-Treptow zu arbeiten.

Laut einem nach dem Krieg von Walter Besser verfassten Lebenslauf war Else zwischen dem 8. Juni 1942 – dem Tag, an dem sein Vater Siegfried von der Gestapo „in den Tod gehetzt“ wurde – bis zum 12. Oktober 1942 im Zellengefängnis Lehrter Straße inhaftiert. Einem weiteren, 1951 verfassten Lebenslauf und anderen Dokumenten zufolge sollen die Eltern allerdings nach Riga verschleppt worden sein. Während also die Todesumstände von Siegfried Besser bis dato nicht zweifelsfrei geklärt sind, gibt es zum Schicksal von Else deutlichere Hinweise: Sie wurde mit dem sogenannten 21. Osttransport am 19. Oktober 1942 von Berlin nach Riga deportiert und vermutlich vor Ort von deutschen Tätern ermordet. Als Todesdatum findet man die Angabe des 22. Oktober 1942.

Die Brüder Walter, Heinz und Ludwig konnten – anders als insgesamt fünfundzwanzig ihrer Verwandten – der Verfolgung entkommen oder überlebten diese. Der Maschinenbauer Walter Besser überlebte den Nationalsozialismus vom 15. Januar 1943 bis zum 21. April in einem Kellerversteck in Berlin, das ihm und seiner Frau Eva gegen Bezahlung gestellt wurde. Er lebte nach dem Krieg in der SBZ (ab Oktober 1949 in der DDR). Heinz Besser wanderte 1936 oder 1937 nach Palästina aus und lebte bis 1981/82 in Tel Aviv. Ludwig Besser wanderte nach den Novemberpogromen 1938 im Alter von sechzehn Jahren ebenfalls nach Palästina aus. Er änderte seinen Namen später in Meir Shafir.