Lina Friedländer geb. Hirschmann

Lina Hirschmann kam am 17. April 1882 in Ratzebuhr / Neustettin / Pommern zur Welt. Ihr Vater war der Kantor Salomon Hirschmann,  geb. am 15.10.1852 in Neustadt, heute Žemaičių Naumiestis in Litauen, und ihre Mutter Senne Hirschmann, geborene Benjamin. 
Lina  war das  dritte Kind; sie hatte  (nach heutigem Kenntnisstand) noch zehn Geschwister, davon  drei, die aus der Ehe von Salomon Hirschmann mit der  zweiten Ehefrau  Selma, geb. Pick) stammten: 

• Rosa Rosemalge, geb. am 02. Februar 1877 in Nidden / Memel / Ostpreußen, heute Nida in Litauen,
• Pauline, geb. am 29. März 1879 in Ratzebur, heute Okonek
• Berta, geb. am 20. Januar 1884 in Ratzebur, heute Okonek,  verheiratete Heilbrunn
• Benno , geb. am 14. September 1886 in Guttentag/ Schlesien, heute Dobrodzien in Polen
• Flora, geb. am 14. Juli 1889 in  Guttentag/ Schlesien, heute Dobrodzien in Polen , verheiratet mit Hans Levi
• Elfriede, geb. am 2. November 1893 in  Guttentag/ Schlesien, heute Dobrodzien in Polen ,
• Hanna, geb. am 27. Dezember 1894 in Guttentag / Schlesien, heute Dobrodzien in Polen, verheiratete Werner
• Ernst, geb. am 14. Juli 1897 in Guttentag/ Schlesien, heute Dobrodzien in Polen

Lina Hirschmann verdiente als Verkäuferin ihren Lebensunterhalt. Sie lebte im Jahr 1908 im Haushalt ihrer verheirateten Schwester Rosa Marmor in Lichterfelde, Osdorfer Str. 8.
In dieser Wohnung wurde am 4. Dezember 1908 Linas  Sohn Rudi Adolf Hirschmann geboren. Die Hebamme Oberschwester Emma Kauder zeigte auf dem Standesamt an: "... dass die unverehelichte Verkäuferin Lina Hirschmann, wohnhaft in Groß-Lichterfelde, Osdorferstr. 8, bei dem Schlosser Josef Marmor " einen Sohn geboren hat.

Lina  Hirschmann heiratete vier Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Herbert Friedländer,  geb. am 01.10.1887 in Bernstadt, heute Bierutów in Polen. Die Ehe  ging 1926 in die Brüche und wurde 1939 geschieden.  Weitere Kinder aus dieser Verbindung sind nicht bekannt. Ihr Sohn Rudi lebte von Geburt an bei seiner Tante Rosa Marmor in der Osdorfer Str. 8. Nicht seine Mutter, sondern Rosa Marmor war Trauzeugin bei der Eheschließung von Rudi Hirschmann mit der nicht-jüdischen Herta Kehrbaum am 14.08.1934.

Wann Lina Friedländer schließlich nach Steglitz in die Zimmermannstr. 7 zu Frieda Friedmann, geborene Brodnitz, gezogen ist, konnte nicht herausgefunden werden. Dort war sie als "Hausdame" beschäftigt. Fest steht jedoch, dass sie bei der Volkszählung am 17.5.1939 unter dieser Adresse registriert wurde. 
Am 15. August 1942 wurde die 60-jährige Lina Friedländer, geborene Hirschmann, mit 18. Ost -Transport, Zug Da 401 vom Güterbahnhof Berlin- Moabit nach Riga, Lettland deportiert; mit ihr fuhren weitere 1000 Menschen in den Tod. Das Gedenkbuch nennt als Todesdatum von Lina Friedländer den 18. August 1942.

Lina Friedländers Sohn Rudi Hirschmann überlebte. Er und seine Kinder waren durch die Heirat mit der nicht-jüdischen Ehefrau vor Deportation geschützt - er blieb jedoch sein Leben lang dennoch vom Schicksal gezeichnet. Die Familie lebte in bitterer Armut, seine Anträge auf Wiedergutmachung und Entschädigung - er konnte seinen Beruf nicht ausüben und die Anerkennung von Rentenansprüchen wurden in Frage gestellt - wurden erst nach Jahren positiv entschieden.

Von Lina Friedländer, geborene Hirschmann, und den Familien ihrer Geschwister sind uns zahlreiche Angehörige bekannt. 
Laut Gedenkbuch haben - außer Rudi Hirschmann und seiner Familie - nur die Töchter Elli und Ruth , sowie der Sohn Walter von Alexander und Berta Heilbrunn, geb. Hirschmann, überlebt.