Sara Snopek geb. Golding

Verlegeort
(Stolperstein ist virtuell)
Gipsstraße 23 b
Bezirk/Ortsteil
Mitte
Verlegedatum
März 2017
Geboren
07. Januar 1880 in Rukai
Beruf
Gastronom
Deportation
am 15. August 1942 nach Riga
Ermordet
18. August 1942 in Riga
Biografie
Aus den Erinnerungen von Sara Snopeks Enkel, Walter Brock:

Die Eltern meiner Mutter, Sara und Philipp Snopek, betrieben ein Restaurant im Erdgeschoss des Hauses, in dem ich aufwuchs. Direkt über dem Restaurant war die Wohnung, in der meine Großeltern, meine Eltern Wally und Karl und ich wohnten. Wir lebten in der Gipsstraße 23b – einem Arbeiter-Kiez.

1939 war ich sieben Jahre alt und wurde eingeschult. Zu dieser Zeit entdeckte ich immer mehr Schilder an den Türen deutscher Geschäfte: „Für Juden verboten“.

Ich erinnere mich noch gut an die sogenannte „Kristallnacht“, als eine Horde Nazis systematisch von einem jüdischen Geschäft zum nächsten zog und sämtliches Inventar zerstörte. Sie müssen Äxte und Hammer benutzt haben. Von unserer Wohnung konnte ich den Horror beobachten, der sich in der Straße ereignete. Im Restaurant meiner Großeltern stand ein Flügel und ich erinnere bis heute die Kakophonie, als die Tasten zerstört wurden.

Ich weiß nicht mehr, ob es in diesem Jahr war, oder im nächsten – aber ich erinnere, es war an Yom Kippur – dem höchsten jüdischem Feiertag – als Nazi-Soldaten an die Tür klopften. Sie hatten Waffen und zwangen meine Großeltern ihnen Gold, Kunstwerke, Schmuck und jeden Gegenstand von Wert auszuhändigen. Sie nahmen den Kerzenhalter mit, an dem wir Freitag nachts unsere Kerzen entzündeten.

Glücklicherweise konnte mein Vater Karl Brock 1938 ausreisen. Sein Vater war in den Vereinigten Staaten geboren worden und das berechtigte ihn, mit seinem amerikanischen Reisepass, das Land zu verlassen. Aber meine Mutter und ich mussten bleiben bis er nachweisen konnte, dass er ausreichend Geld besaß, uns nachzuholen und für uns zu sorgen. Diese Wartezeit war besonders schlimm für meine Mutter. Auch ich habe in diesen Jahren traumatische Erfahrungen gemacht.

1941 konnten wir dank der Bemühungen meiner Mutter Wally Deutschland verlassen. Ich erinnere den Morgen, an dem wir abfuhren. Meine Großeltern brachten uns zum Bahnhof. Wir nahmen die U-Bahn dorthin und ich starrte den ganzen Weg aus dem Fenster – aus Angst, dass wenn ich die Gesichter meiner Großeltern Sara und Philipp sehen würde – ich in Tränen ausbrechen würde.

Wir nahmen den Zug nach Paris und saßen 18 Stunden in der überfüllten 3. Klasse. In Paris stoppten die Deutschen den Zug und es war zunächst nicht klar, ob man uns passieren lassen würde. Aber dann ging es weiter und unsere nächsten Stationen waren Irun in Spanien und Barcelona. Dort warteten wir zwei Wochen, bis wir an Bord unseres Schiffes gehen konnten. Durch die Straße von Gibraltar, über Lissabon und vorbei an den Kanarischen Inseln führte unsere Passage, bis wir die Vereinigten Staaten erreichten. In New York erwartete uns mein Vater Karl.

Walter Brocks Großeltern Sara und Philipp Snopek wurden ein Jahr später, am 15. August 1942, nach Riga deportiert. Sie wurden dort drei Tage später, am 18. August 1942, ermordet. Die Familie Brock ließ sich in New York nieder. Walter Brock lebt heute an der Westküste der Vereinigten Staaten.
Biografie
Aus den Erinnerungen von Sara Snopeks Enkel, Walter Brock:

Die Eltern meiner Mutter, Sara und Philipp Snopek, betrieben ein Restaurant im Erdgeschoss des Hauses, in dem ich aufwuchs. Direkt über dem Restaurant war die Wohnung, in der meine Großeltern, meine Eltern Wally und Karl und ich wohnten. Wir lebten in der Gipsstraße 23b – einem Arbeiter-Kiez.

1939 war ich sieben Jahre alt und wurde eingeschult. Zu dieser Zeit entdeckte ich immer mehr Schilder an den Türen deutscher Geschäfte: „Für Juden verboten“.

Ich erinnere mich noch gut an die sogenannte „Kristallnacht“, als eine Horde Nazis systematisch von einem jüdischen Geschäft zum nächsten zog und sämtliches Inventar zerstörte. Sie müssen Äxte und Hammer benutzt haben. Von unserer Wohnung konnte ich den Horror beobachten, der sich in der Straße ereignete. Im Restaurant meiner Großeltern stand ein Flügel und ich erinnere bis heute die Kakophonie, als die Tasten zerstört wurden.

Ich weiß nicht mehr, ob es in diesem Jahr war, oder im nächsten – aber ich erinnere, es war an Yom Kippur – dem höchsten jüdischem Feiertag – als Nazi-Soldaten an die Tür klopften. Sie hatten Waffen und zwangen meine Großeltern ihnen Gold, Kunstwerke, Schmuck und jeden Gegenstand von Wert auszuhändigen. Sie nahmen den Kerzenhalter mit, an dem wir Freitag nachts unsere Kerzen entzündeten.

Glücklicherweise konnte mein Vater Karl Brock 1938 ausreisen. Sein Vater war in den Vereinigten Staaten geboren worden und das berechtigte ihn, mit seinem amerikanischen Reisepass, das Land zu verlassen. Aber meine Mutter und ich mussten bleiben bis er nachweisen konnte, dass er ausreichend Geld besaß, uns nachzuholen und für uns zu sorgen. Diese Wartezeit war besonders schlimm für meine Mutter. Auch ich habe in diesen Jahren traumatische Erfahrungen gemacht.

1941 konnten wir dank der Bemühungen meiner Mutter Wally Deutschland verlassen. Ich erinnere den Morgen, an dem wir abfuhren. Meine Großeltern brachten uns zum Bahnhof. Wir nahmen die U-Bahn dorthin und ich starrte den ganzen Weg aus dem Fenster – aus Angst, dass wenn ich die Gesichter meiner Großeltern Sara und Philipp sehen würde – ich in Tränen ausbrechen würde.

Wir nahmen den Zug nach Paris und saßen 18 Stunden in der überfüllten 3. Klasse. In Paris stoppten die Deutschen den Zug und es war zunächst nicht klar, ob man uns passieren lassen würde. Aber dann ging es weiter und unsere nächsten Stationen waren Irun in Spanien und Barcelona. Dort warteten wir zwei Wochen, bis wir an Bord unseres Schiffes gehen konnten. Durch die Straße von Gibraltar, über Lissabon und vorbei an den Kanarischen Inseln führte unsere Passage, bis wir die Vereinigten Staaten erreichten. In New York erwartete uns mein Vater Karl.

Walter Brocks Großeltern Sara und Philipp Snopek wurden ein Jahr später, am 15. August 1942, nach Riga deportiert. Sie wurden dort drei Tage später, am 18. August 1942, ermordet. Die Familie Brock ließ sich in New York nieder. Walter Brock lebt heute an der Westküste der Vereinigten Staaten.