Heinrich Buchsbaum wurde am 29. März 1878 in Naumburg an der Saale geboren. Seine Eltern waren Salomon und Ida Buchsbaum, geb. Rosenthal. Er hatte drei Brüder, die alle in Naumburg an der Saale geboren wurden: Albert (*1876), Bruno (*1880) und Max (*1874).
Die Familie zog vermutlich 1884/85 nach Berlin. Im Adressbuch von1886 ist Salomon Buchsbaum erstmals in der Flensburger Str. 15 aufgeführt. Im Jahr 1905 wohnte die Familie in der Neuen Königstr. 76. Heinrichs Bruder Albert schloss 1911 eine Ehe mit Elfriede Weirauch und zog mit ihr in die Allensteiner Str. 39. Die Wohngemeinschaft mit der Mutter löste sich damit auf: Heinrich wohnte fortan in der Esmarchstr. 22, wo er bis 1915 gemeldet war.
Am Ersten Weltkrieg nahm Heinrich als Soldat teil. 1916 stand er unter der Anschrift Hufelandstr. 28 im Berliner Adressbuch. Ab 1917 jedoch wohnte er wieder im selben Haus wie sein Bruder Albert, nämlich in der Allensteiner Str. 39 im Gartenhaus, 1. Stock – Albert und Elfriede lebten im 2. Stock. 1919 zog Heinrich ins Vorderhaus in den 4. Stock um. Heinrich blieb zeitlebens ledig und hatte immer mit seinem Bruder Albert und dessen Ehefrau Elfriede ein enges Verhältnis. Bis 1926 blieb die Allensteiner Str. 39 der gemeinsame Lebensmittelpunkt.
Beruflich machte Heinrich sich 1919 selbständig. Er gründete mit Georg Leyser eine Herrenkonfektionsfabrikation mit Firmensitz am Werderschen Markt 10. Seine Schwägerin Elfriede hielt sich häufiger in der Firma auf und beobachtete ein reges Treiben. Sie beschrieb in ihrem Entschädigungsantrag die Räumlichkeiten und Arbeitsabläufe in der Firma:
„ ... Die Firma hatte vier große Räume mit Nebengelass: Zuschneideraum, Privatkontor, Abnahmeraum, Verkaufsraum. Die Firma stellte in der Herrenkonfektion Anzüge, Paletots und Lederwesten her und beschäftigte im Hause zwei Zuschneider und zwei kaufmännische Angestellte neben den beiden Chefs, und außer Haus eine ganze Anzahl von Zwischenmeistern ... Die Firma belieferte ... Leineweber ... und Firmen außerhalb Berlins ..."
Ab 1927 mieteten sich Heinrich, Albert und Elfriede gemeinsam in der Wittelsbacher Str. 27 eine 5-Zimmer-Wohnung im vierten Stock. Kurz darauf - ab dem Jahr 1929 - vollzogen sich jedoch einige Umbrüche. Der Standort der Herrenbekleidungsfabrikation am Werderschen Markt 10 wurde aufgegeben. 1930 befand sich laut Adressbuch der Firmensitz von Buchsbaum & Leyser in der Kommandantenstr. 71, doch es bleibt unklar, ob es sich um eine Zweigstelle handelte oder tatsächlich um eine Verlagerung der Geschäftsräume nach Berlin-Lichterfelde. 1931 befand sich der Sitz der Herrenbekleidungsfabrikation von Buchsbaum & Leyser wieder in Mitte, in der Leipziger Str. 78.
Auch die Wohnung in der Wittelsbacher Str. 25 musste aufgegeben werden, nachdem der Vermieter die Miete um 33 Prozent angehoben hatte. 1933 lebten Heinrich, Albert und seine Ehefrau Emilie bereits am Kaiserdamm 105 in einer 5 ½ Zimmer-Wohnung.
Die Herrenbekleidungsfabrikation Buchsbaum & Leyser stand bis 1933 mit der Leipziger Str. 78 im Berliner Adressbuch. Heinrichs Geschäftspartner Georg Leyser war 1933/34 emigriert. Heinrich führte nun die Firma von der Wohnung im Kaiserdamm allein weiter.
Seine Schwägerin Elfriede beschrieb die Situation folgendermaßen:
„... Ich weiß, dass sein Betrieb immer kleiner geworden ist, weil die meisten der früheren Besteller keine Aufträge mehr an Juden erteilten. Unsere Wohnung bestand aus 5 ½ großen Räumen, wovon er einen Raum für sich hatte. Dorthin kam jeweils auf Abruf einer seiner früheren Zuschneider und schnitt zu. Die Zwischenmeister holten sich die zugeschnittene Ware ab und lieferten sie nach Bearbeitung wieder aus ...
...Heinrich hat mir und meinem Mann öfters erklärt, dass er vor der Verfolgung sehr viel verdient hatte, und dass sein jetziger Betrieb überhaupt nicht mehr mit dem früheren Betrieb zu vergleichen sei. Der Betrieb ging auch immer mehr zurück, so dass Heinrich seine Ersparnisse von früher für seinen Lebensunterhalt benutzen musste ....“
Am 23.10.1941 verfasste Heinrich sein Testament. Er setzte seinen Bruder Albert zum Alleinerben ein. Für eine Flucht war es zu diesem Zeitpunkt bereits zu spät. Im November 1941 erlebten Heinrich, sein Bruder Albert und seine Schwägerin Emilie die Deportation ihrer Untermieterin Jenny Janower: Jenny musste sich im Sammellager in der Levetzowstr. einfinden. Von dort wurde sie am 14. November nach Minsk deportiert.
1942 mussten die Buchsbaums ihre Wohnung am Kaiserdamm 105 gezwungenermaßen räumen, da ein Obersturmbannführer sie für sich beanspruchte. Emilie, Albert und Heinrich wurde eine kleine Wohnung in der Grolmannstr. 51 zugewiesen.
Am 11. Dezember 1942 musste Heinrich die Vermögenserklärung ausfüllen. Darin gab er an, nichts mehr zu besitzen. Drei Tage später, am 14. Dezember 1942, wurde Heinrich Buchsbaum mit dem 25. Osttransport mit der laufenden Nummer 812 auf der Transportliste nach Auschwitz deportiert und ermordet. Laut der „Sterbebücher von Auschwitz“ lebte Anfang Februar 1943 keiner der 835 Insassen dieses Transportes mehr.
Mit Beschluss des Amtsgerichts Charlottenburg vom 6. April 1950 wurde Heinrich zum 31. Dezember 1942 für tot erklärt.
Albert überlebte aufgrund der Ehe mit der Protestantin Elfriede Weirauch, was ihn vor Deportation und Vernichtung schützte – aber er musste den Judenstern tragen, bekam reduzierte Lebensmittelmarken, wurde mehrfach von der Gestapo abgeholt, eingeschüchtert und gedemütigt. Er starb am 18. März 1948 in Berlin. Das Ehepaar hatte keine Kinder.
Der ältere Bruder Max wanderte schon früh in die USA aus und heiratete 1903 in New York. Laut der Volkszählung der USA von 1920 wurde erfasst, dass das Ehepaar in New York wohnte und ein Kind mit Namen Forster (Buckner) Buchsbaum hatte. Bei der Volkszählung 1930 lebte Max in Kalifornien.
Der jüngste Bruder, Bruno, war Kaufmann und führte in der Pasteurstr. 38 im Prenzlauer Berg ein Wäschegeschäft. Er heiratete Martha Schulze (* 16.01.1886 in Berlin), die nicht jüdisch war. Sie hatten einen Sohn, Heinz, 1920 in Berlin geboren. Die Familie rettete sich 1939 durch die Flucht in die USA.
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