Elisabeth Gertrud Heskel née Petzall

Location 
Kaiserdamm 105
District
Charlottenburg
Stone was laid
07 October 2022
Born
06 December 1876 in Berlin
Deportation
on 30 July 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 26 September 1942 to Treblinka
Murdered
26 September 1942 in Treblinka
Biography

Elisabeth Gertud Petzall wurde am 6. Dezember 1876 in Berlin geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Moritz Petzall (1839-1914) und Regine Cohn (1843-1909). Eine ältere Schwester, Margarete, war am 24. November 1875 zur Welt gekommen.

Der Vater Moritz war 1880 in der Rosenthaler Str. 66 mit einer Putz- und Modehandlung ausgewiesen. Die Familie bewohnte ab1885 eine Wohnung in der Rosenthaler Str. 11. 1890 bis 1896 befand sich das Geschäft in der Oranienburgerstr. 32 und ab 1897 in der Französischen Str. 63.

1897 war Elisabeths Mutter Regina laut Adressbuch Eigentümerin eines größeren Mietshauses in der Charlottenburger Marchstr. 23, das die Familie Petzall für einige Jahre bewohnen sollte. 1903 war das Geschäft von Moritz Petzall offenbar an die Adresse Jägerstr. 63 umgezogen. 1909 verstarb Elisabeths Mutter Regina.

Elisabeth heiratete mit knapp 20 Jahren den Bankkaufmann Julius Heskel (* 08.06.1868) am 29. März 1895. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Charlotte Lucie (*22.12.1895), Walter (*10.12.1897) und Alice (* 24. 07.1900). Julius Heskel war bis zum Ende seines aktiven Berufslebens – vermutlich 1922/23 – als Vertreter der Nederlandschen Bankinstelling, s'Gravenhage ausgewiesen. 

Ihr Wohnsitz bleibt zunächst unbekannt, erst ab 1905 findet man Julius Heskel mit Wohnung in der Nollendorfstr. 16. Ab 1910 wohnte die Familie dann in der Nürnberger Str. 37/38, wo das Ehepaar auch bis 1933 blieb, bis die Wohnung – ob freiwillig oder erzwungen, lässt sich nicht ermitteln – aufgegeben wurde. Einige Anhaltspunkte sprechen dafür, dass es keinen „geordneten Übergang“ in die Wohnung am Kaiserdamm 105 gab, die erst im Oktober 1936 bezogen wurde. Augenscheinlich musste das Ehepaar fast zwei Jahre in unterschiedlichen Unterkünften überbrücken. So war Julius Heskel im Adressbuch von 1934 in der Düsseldorfer Str. 42 zu finden, 1935 in der Trabener Str. 24 im Grunewald. Beide Adressen lassen sich Toni (Antoinette) Philipp zuordnen, der langjährigen Eigentümerin des Hauses in der Trabener Str. 24. Vielleicht handelte es sich bei Toni und ihrem Ehemann Dr. Hans Walter Philipp um Freunde aus dem jüdischen Bekanntenkreis der Heskels. Toni und Dr. Hans Walter emigrierten vor 1939 nach Großbritannien.

Anschließend wohnten sie vorübergehend in der Lietzenburger Str. 7 und ab dem 1. April 1936 in der Luciusstr. 12 bei Goldmann. Am 8. Oktober 1936 erfolgte dann der Einzug in die Wohnung am Kaiserdamm 105. Der Mietvertrag für die 2 ½ Zimmer-Wohnung am Kaiserdamm 105 wurde am 21.07.1936 abgeschlossen; ab 1937 war Julius unter dieser Anschrift im Berliner Adressbuch zu finden.

Am 17. Oktober 1937 verfasste Julius Heskel sein Testament, in dem er seine Ehefrau Elisabeth als Alleinerbin einsetzte. Er führte darin aus, dass Elisabeth aus dem Verkauf des von ihren Eltern geerbten Hauses in der Marchstr. 23 noch Geld zustünde, sowie, dass seine Kinder bereits zu Lebzeiten mehr als ihre Pflichtteile erhalten hätten:

Für den Fall meines Todes fällt meiner Ehefrau Elisabeth, geborene Petzall, allein mein gesetzlicher Nachlass ohne jede Einschränkung zu: ihr schulde ich die bei der Verheiratung erhaltene Mitgift von Fünfzigtausend Mark....
.... Im November 1921 verkaufte ich das meiner Frau gehörige Grundstück Marchstr. 23. Den Erlös ... habe damals erhalten und schulde ihn noch jetzt meiner Ehefrau.“

Knapp fünf Jahre später, am 12. März 1942, nahm sich Julius Heskel das Leben.
Er vergiftete sich mit einer Überdosis Veronal, einem damals leicht zugänglichen Schlafmittel, um dem bevorstehenden Schicksal der Deportation zu entgehen. Eine Woche später wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. Seine jüdische Ehefrau Elisabeth blieb zurück. Zur Eröffnung des Testaments von Julius Heskel erschien laut Protokoll des Justizinspektors vom 24. März 1942 (Abschrift vom 10. Oktober 1944) „niemand“.

Im Juli 1942 bereiteten die Behörden die Deportation von Elisabeth Heskel vor: Zunächst verfügte die Geheime Staatspolizei die Einziehung des Vermögens der „Reichsfeindin“ Elisabeth Heskel. Sie musste die Wohnung verlassen und sich in der Sammelstelle im Jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Str. 26 einfinden. Unmittelbar danach wurde die Wohnung am 28. Juli 1942 geräumt und versiegelt. Elisabeth Heskel wurde am 30. Juli 1942 ab Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert. Am 26. September 1942 wurde sie von Theresienstadt nach Treblinka weiterdeportiert und dort ermordet.

 

Elisabeths Schwester Margarete Petzall (* 24.01.1875) hatte den Fabrikbesitzer Leopold Hamburger (*1862) geheiratet. Das Ehepaar wohnte im Grunewald, Jagowstr. 30. Die beiden mussten 1939 ihr Anwesen verlassen; Leopold hielt sich bei der Volkszählung offenbar in der Richard-Strauss Str. auf, Margarethe hingegen war in der Havelstr. 14 in Charlottenburg registriert. Vermutlich am 9. Juli 1942 wurde Margarethe Hamburger mit einem der fünf Alterstransporte, die zwischen dem 6. und 10. Juli 1942 von Berlin mit je 100 Menschen abgingen, nach Theresienstadt deportiert. Am 19. September 1942 wurde Margarethe nach Treblinka weiterdeportiert und dort ermordet.