Geboren wurde Hildegard Blanckenhorn am 12. Februar 1902 in Berlin-Steglitz als zweite Tochter von Ernst und Rosa Harttung. Sie war ein sehr herzliches und fröhliches Mädchen, der Sonnenschein ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Elfriede und ihrem jüngeren Bruder Ernst-Udo wuchs sie in friedlichen Verhältnissen auf – bis ihre heile Kinderwelt schließlich vom Ausbruch des ersten großen Krieges überschattet wurde. Ihre Tante mütterlicherseits erkrankte 1917 bei der Kriegspflege an einer Infektion und erlag darauf schließlich einer Anämie. Glücklicherweise ereigneten sich im Kreise ihrer engsten Familie keine weiteren schmerzlichen Verluste während dieser Zeit.
Am 12. Mai 1923 heiratete Hildegard den damals 32-jährigen Hans Blanckenhorn, einen gelernten Bauingenieur, welcher u.a. als Regierungsbauführer bei der Reichsbahndirektion gearbeitet hatte. Zudem hatte er drei Jahre des Krieges als Freiwilliger an der Front verbracht. Bereits ein Jahr nach der Eheschließung, am 19. Mai 1924, wurde der Sohn Jerg Blanckenhorn geboren. Der Familienvater Hans bekam bald darauf eine Anstellung an der Reichspostdirektion Berlin. Am 11. Juni 1927 kam der Sohn Rolf Blanckenhorn zur Welt. Bis dahin schien das idyllische Familienleben stabil und heiter. Doch es sollte schon bald eine dramatische Wendung nehmen.
Es begann im Februar 1928, kaum ein halbes Jahr nach der Geburt ihres zweiten Sohnes Rolf. Die herzensgute und fröhliche Hildegard, wie sie damals all ihren Nächsten bekannt war, schien langsam zu verschwinden. Anscheinend setzte eine drastische Veränderung ihrer Persönlichkeit ein, die mit heftigen Angstzuständen einherging. Genau wird man die Quelle von Hildegards Leid jedoch nie ausfindig machen können.
Am 7. Oktober 1928 wurde Hildegard auf kollektiven Beschlusses ihres Mannes sowie ihrer Eltern hin erstmals in die psychiatrische Klinik der Charité Berlin eingewiesen. Am 1. August 1929 überführte man sie in die Landesanstalt Eberswalde. Anfang 1935 wurde von Hans Blanckenhorn die Scheidung eingereicht, wodurch Hildegards Vater Ernst Harttung zu ihrem einzigen Vormund ernannt wurde. Es lässt sich annehmen, dass der eigentliche Hauptgrund für den Scheidungsprozess die Tatsache war, dass die Haushälterin der Familie, Anne-Liese, bereits zu diesem Zeitpunkt ein Kind von Hans Blankenhorn erwartete. Nach Abschluss des Prozesses intensivierte der Vater Ernst Harttung seine Bemühungen um die erhoffte Genesung seiner Tochter. Im Juli 1935 ordnete er eine Überführung Hildegards in die Nervenklinik der Charité zu Jena in Thüringen im Rahmen einer Insulinkur an, welche jedoch ohne Erfolg zu bleiben schien. Am 20. Dezember 1936 fand die Wiedereinweisung nach Eberswalde ohne sichtliche Besserung statt. Im Gegenteil; Hildegards Zustand hatte sich über die Jahre des Anstaltsaufenthaltes keineswegs im positiven Sinne geändert.
Hildegard Blanckenhorn wurde am 4. Juli 1940 im Rahmen der „
Aktion T4
“ in der Gaskammer der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel ermordet. Über zwei Wochen später erhielt der Vater Ernst eine briefliche Mitteilung, seine Tochter sei kurz nach einer dringlichen Überführung in die Landesanstalt Hartheim in Linz dort den Folgen einer schweren Lungenentzündung erlegen. Aus dem regen Briefaustausch ist ersichtlich, dass Ernst sich dieser offensichtlich verzerrt dargestellten Angelegenheit gegenüber äußerst skeptisch zeigte. Den tragischen Tod seiner Tochter hat er wohl nie akzeptieren können, ein Jahr später wurde er von diesem Leid erlöst, als er 1941 an Entkräftung starb.
Erinnerungen an Hildegard lebten weiter in den Herzen ihrer Liebsten, wenn auch überdeckt von einem Schleier des Schweigens. Hans Blanckenhorn heiratete kurz nach der Scheidung die Haushälterin Anne-Liese, welche die Rolle der fürsorglichen Stiefmutter für die beiden Söhne Jerg und Rolf übernahm. Mit Anne-Liese bekam Hans zudem noch eine Tochter und einen Sohn. Die Schwester Elfriede Harttung schloss kurz nach Kriegsende ihre Lehre als „Reformierte Sachbearbeiterin“ ab, vom jüngeren Bruder Ernst-Udo ist nur noch festgehalten, dass er ab 1945 als verschollen galt. Die Überlebenden der Familie setzten ihr Leben fort. Gesprochen über die vermuteten wahren Umstände von Hildegards Verschwinden wurde kaum, auch später nicht. Erst über 70 Jahre später wird Hildegard Blanckenhorn ein rechtmäßiger Abschied gewidmet, welcher ihr ihre Würde und ihren Namen zurückgeben soll.
Geboren wurde Hildegard Blanckenhorn am 12. Februar 1902 in Berlin-Steglitz als zweite Tochter von Ernst und Rosa Harttung. Die Familie war nicht jüdisch. Der Vater Ernst Harttung war in haber eines Leim-, Chemikalien- und Farbenhandels Engros in der kreuzberger Moritzstr. 20. Ihre Mutter beschrieb sie in ihrem Tagebuch als ein sehr herzliches und fröhliches Mädchen, als Sonnenschein ihrer Familie. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Elfriede und ihrem jüngeren Bruder Ernst-Udo wuchs sie zunächst in Kreuzberg in friedlichen Verhältnissen auf – bis ihre heile Kinderwelt schließlich vom Ausbruch des ersten großen Krieges überschattet wurde. Ihre Tante mütterlicherseits erkrankte 1917 bei der Kriegspflege an einer Infektion und erlag darauf schließlich einer Anämie. Glücklicherweise ereigneten sich im Kreise ihrer engsten Familie keine weiteren schmerzlichen Verluste während dieser Zeit.
1915 war die Familie nach Steglitz umgezogen, wo Vater Ernst Harttung mit der Adresse Breite Straße 32 zu finden war. Offenbar handelte es sich um ein größeres Eckhaus, das sich in die Lindenstr. hineinzog (ab 1932 Leydenallee), denn ab 1922 wird die Wohnung von Familie Harttung mit Lindenstr. 36 ausgewiesen.
Am 12. Mai 1923 heiratete Hildegard den damals 32-jährigen Hans Blanckenhorn, einen gelernten Bauingenieur, welcher u.a. als Regierungsbauführer bei der Reichsbahndirektion gearbeitet hatte. Zudem hatte er drei Jahre des Krieges als Freiwilliger an der Front verbracht. Bereits ein Jahr nach der Eheschließung, am 19. Mai 1924, wurde der Sohn Jerg Blanckenhorn geboren. Zu diesem Zeitpunkt lebte die junge Familie offenbar ebenfalls in der Lindenstr. im Haus der Eltern.
Hans Blanckenhorn wechselte offenbar 1924 oder 1925 von der Reichsbahn zur Reichspostdirektion Berlin. Zeitgleich zog die Familie in die Menckenstr. 25 in Steglitz um - in diesem Haus wohnten nachweislich Berliner Adressbuch ausschließlich Beschäftigte bei der Reichspost.
Nach einer Fehlgeburt brachte Hildegard am 11. Juni 1927 den Sohn Rolf Blanckenhorn zur Welt. Bis dahin schien das idyllische Familienleben stabil und heiter. Doch es sollte schon bald eine dramatische Wendung nehmen.
Im Februar 1928, kaum ein halbes Jahr nach der Geburt ihres zweiten Sohnes Rolf setzte eine drastische Veränderung von Hildegards Persönlichkeit ein, die mit heftigen Angstzuständen einherging. Genau wird man die Quelle von Hildegards Leid jedoch nie ausfindig machen können.
Am 7. Oktober 1928 wurde Hildegard nach einvernehmlichem Beschluss ihres Mannes und ihrer Eltern erstmals in die psychiatrische Klinik der Charité Berlin eingewiesen. Von dort überführte man sie mit der Diagnose "Schizophrenie" am 1. August 1929 in die Landesanstalt Eberswalde. Hildegards Zustand besserte sich nicht.
Anfang 1935 wurde von Hans Blanckenhorn die Scheidung eingereicht, die Haushälterin der Familie, Anne-Liese, erwartete ein Kind von ihm. Schon 1930 war hand Blanckenhorn mit den beiden Söhnen Jerg und Rolf sowie mit Anne-Liese in die Schönhauser Straße 10 umgezogen. Um die Scheidung zu erwirken musste festgestellt werden, dass den Ehemann keine Mitschuld an der Krankheit seiner Frau traf. Das 1935 erstellte Gutachten kam zu dem Ergebnis, "dass jede Aussicht auf Wiederherstellung der geistigen Gemeinschaft zwischen den Ehegatten ausgeschlossen ist."
Nach der Scheidung wurde Hildegards Vater Ernst Harttung zu ihrem Vormund ernannt. Er intensivierte eine Bemühungen um die erhoffte Genesung seiner Tochter und ordnete im Juli 1935 eine Überweisung Hildegards in die Nervenklinik der Charité Jena / Thüringen für die Durchführung einer Insulinkur an. Aber auch diese blieb ohne Erfolg. So wurde Hildegard am 20. Dezember 1936 wieder nach Eberswalde zurück verlegt. insgesamt hatte sich der körperliche und geistige zustand von Hildegard besorgniserregend verschlimmert. Vater Ernst setzte eine Behandlung als Privatpatientin durch, besorgte Medikamente und Kleidung, Hildegard sollte wenigstens gut versorgt werden. Aber die Familie hatte den Eindruck, dass sich das Pflegepersonal dennoch nicht gut um das Wohl von Hildegard kümmerte.
Die Nationalsozialisten hatten mittlerweile Pläne entwickelt, dass die "deutsche Rasse" frei bleiben sollte von "erbkrankem Nachwuchs". Es wurde 1939 ein Gesetz zur Zwangssterilisation von körperlich und psychisch behinderten menschen, sowie "Asozialen" erlassen. Im selben Jahr wurden Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte angewiesen, missgebildete und behinderte Neugeborene sofort zu töten oder sterben zu lassen. Diese Verordnung wurde zunächst auf Kinder und Jugendliche, aber auch auf Erwachsene ausgeweitet, indem Kliniken und Pflegeanstalten angewiesen wurden, mittels Meldebögen die Krankheitsbilder ihrer Patienten zu erfassen. Ärzte in der Tiergartenstr. 4 entschieden nach Aktenlage der zurückgesandten Meldebögen, welche Patienten im Sinne eines "Gnadentodes" in eigens dafür eingerichteten Anstalten getötet werden sollten. Die Tötung sollte effizient mit Gas ausgeführt werden.
Hildegard Blanckenhorn wurde am 4. Juli 1940 im Rahmen der „
Aktion T4
“ in der Gaskammer der Tötungsanstalt Brandenburg/Havel ermordet. Über zwei Wochen später erhielt der Vater Ernst eine briefliche Mitteilung, seine Tochter sei kurz nach einer dringlichen Überführung in die Landesanstalt Hartheim in Linz dort den Folgen einer schweren Lungenentzündung erlegen. Aus dem regen Briefaustausch ist ersichtlich, dass Ernst Harttung sich dieser Darstellung gegenüber äußerst skeptisch zeigte.
Den tragischen Tod seiner Tochter hat er wohl nie akzeptieren können; Ernst Harttung starb 1941.
Die Erinnerungen an Hildegard wurden überdeckt von einem Schleier des Schweigens. Über die vermuteten wahren Umstände von Hildegards Verschwinden wurde nicht gesprochen.
Aus der Ehe zwischen Hans Blanckenhorn und seiner Haushälterin Anne-Liese, welche die Rolle der fürsorglichen Stiefmutter für die beiden Söhne Jerg und Rolf übernahm vongen noch zwei weitere Kinder hervor.
Hildegards Schwester Elfriede Harttung schloss kurz nach Kriegsende ihre Lehre als „Reformierte Sachbearbeiterin“ ab. Sie blieb ledig.
Der Bruder Ernst-Udo galt als im Zweiten Weltkrieg ab 1945 als verschollen. Die Überlebenden der Familie setzten ihr Leben fort.
Erst über 70 Jahre später wird das Schicksal von Hildegard Blanckenhorn von ihrer Urenkelin aufgeklärt und widmet ihr damit einen rechtmäßigen Abschied. Ein Stolperstein vor dem Elternhaus einnert an Hildegard Blanckenhorn und gibt ihr ihre Würde und ihren Namen zurück.
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