Clara Imberg geb. Reimann ist am 28.5.1877 als Tochter des Kaufmanns Heinrich Reimann
und seiner Ehefrau Jenny geb. Asch in Posen geboren. Von ihrer Kindheit und Jugend wissen
wir leider nichts.
Am 4. April 1897 heiratete die 20jährige Clara den 31jährigen Rechtanwalt Franz Imberg.
Sie wird von ihrem Mann zärtlich „Clärchen“ genannt. Clara hatte vor ihrer Eheschließung mit ihren Eltern in Tiergarten in der Lützowstr. 74 gewohnt. Zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit war ihr Vater bereits verstorben.
Am 21. Juni 1899 brachte Clara in Berlin in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung in der Potsdamer Str. 23a ihr erstes Kind, die Tochter Hilde, zur Welt. Kurze Zeit danach finden wir die Familie in einer vermutlich deutlich größeren Wohnung in der Potsdamer 136.137 in der Nähe des Potsdamer Platzes. Und in dieser Wohnung hat Clara 1905 ein totes Kind zur Welt gebracht. Der Knabe blieb namenlos und wurde am 09.04.1905 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. Gut zwei Jahre später gebar sie am 7.11.1907 in derselben Wohnung erneut einen Sohn: Heinz (später Henry) Louis Imberg.
Ihr Mann machte beruflich Karriere: 1912 wurde er zum Notar ernannt und ab 1913 durfte er sich „Justizrat“ nennen. Praxis und Wohnung befanden sich inzwischen in einer 11-Zimmer-Wohnung in der Potsdamer 113. Dem steigenden gesellschaftlichen Ansehen ihres Mannes entsprach, dass die Wohnadressen von Mal zu Mal vornehmer wurden. Die Familie konnte sich inzwischen ein sorgloses gut
bürgerliches Leben leisten - jedenfalls bis 1933.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann für das Ehepaar der gesellschaftliche Abstieg. Claras Mann musste um seine berufliche Existenz kämpfen, der Sohn Heinz wurde nach erfolgreichem Jurastudium und nach Ablegen der 2. Juristischen Staatsprüfung im Jahre 1933 durch die antisemitische Gesetzgebung daran gehindert, die juristische Laufbahn fortzusetzen. Er versuchte sich 1934 in Spanien eine berufliche Existenz als Importvertreter aufzubauen. Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg begann, muss er seine Pläne aufgeben und floh weiter nach England.
Tochter Hilde war seit 1921 verheiratet mit dem Doktor der Staatswissenschaften und Besitzer einer Tapetenfabrik, Dr. Eduard Liepmann. Clara bekam zwei Enkeltöchter, Ruth (*1923) und Lisa (*1926). Im Jahre 1938 konnte Ruth nach Palästina und 1939 Lisa mit einem Kindertransport nach England gerettet werden. Im selben Jahr verließ auch Claras Tochter mit ihrem Mann Deutschland in Richtung Palästina.
Claras enge Familie hatte Deutschland verlassen und ihr Mann verlor zunehmend den Kampf um seine berufliche Existenz. Sie mussten die große Wohnung in der Potsdamer Straße 113 verlassen und in eine 4-Zimmer-Wohnung in der Neuen Ansbacher Straße 17 (heute Ansbacher Straße 70) umziehen. Das Haus gehörte ihnen (noch).
1938 verlor Rechtsanwalt Frank Imberg endgültig seine Zulassung als Anwalt. Sie wurden gezwungen, das Haus zu verkaufen und mussten nun als Mieter im eigenen Haus leben. Die Nazis zwangen sie, den Vornamen „Sara“ anzunehmen und den entwürdigenden „ Judenstern “ zu tragen.
Mit Datum vom 1. Februar 1942 wurde das Vermögen ihres Mannes als angeblichem „Reichsfeind“ zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Zwei Tage später war Franz Imberg tot. Seine Frau Clara – „Clärchen“ – war nun allein, aber in ihrer Wohnung durfte sie nur noch ein Zimmer bewohnen. In die anderen 3 Zimmern wurden drei Jüdinnen eingewiesen, die bis zu ihrer eigenen Deportation je ein Zimmer bewohnten. Sie lebt in dieser „Judenwohnung“ noch ein halbes Jahr.
Am 29. Oktober 1942 wurde Clara Imberg mit dem „69. Alterstransport“ und insgesamt 100 Menschen nach Theresienstadt deportiert. Clara traf in Theresienstadt ihren älteren verwitweten Bruder Hugo Reimann, Landgerichtsrat a.D., der bereits seit Juli 1942 in Theresienstadt war. Am 3. Februar 1943 starb er im Ghetto Theresienstadt .
Clara überlebte ihren Bruder nur um zwei Wochen. Am 16. Februar 1943 um 9 Uhr endete im 66. Lebensjahr auch ihr Leben. Als Krankheit ist in der Todesfallanzeige „Melancholie“ und „Trübsinn“ verzeichnet, als Todesursache „Myodegeneratio cordis - Herzmuskelentartung“.
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