Hermann Loi wurde am 22. Juni 1885 in Berlin geboren. Er war ursprünglich russischer Staatsangehöriger, galt später jedoch als staatenlos. Seine Eltern waren Ascher Loi (geboren 20.7.1859 in Warschau, ebenfalls ursprünglich russisch, später staatenlos), von Beruf Textilarbeiter („Stepper“), und die am 9. Juni 1862 geborene Anna Loi, geb. Domp. Sie hatten zwei weitere Söhne (Gustav *1883 und Julius *1886).
Wir wissen wenig über Hermann. Offenbar machte er eine Lehre im Bankwesen und arbeitete später als Bankbeamter. Seine Übernahme in den preußischen Beamtenstand wurde in den 20er Jahren jedoch abgelehnt – vermutlich weil er als staatenlos galt. Beruflich war er damit wahrscheinlich weniger erfolgreich als seine Brüder, die später laut Adressbuch eigene Wohnungen hatten: Gustav als Kaufmann, Julius als Betreiber eines Waschsalons. Hermann hingegen blieb ledig und wohnte weiterhin bei den Eltern, bzw. bei der Mutter, nachdem der Vater um 1911 gestorben war. Später wurde er nur noch als Hilfsarbeiter bezeichnet und war zwischenzeitlich als Maschinen-Arbeiter im WWF-Werk (Möllendorfstraße 226b in Berlin-Lichtenberg) registriert – möglicherweise war er dort in der NS-Zeit als Zwangsarbeiter eingesetzt.
1913 zog Hermann mit seiner Mutter von der Lothringer Straße 80 (heute Torstraße) in die Düsseldorfer Straße 44/45. 1935 zogen Mutter und Sohn erneut um. Sie wohnten fortan in der Bayerischen Straße 33. Zwei Tage vor der Volkszählung vom 17. Mai 1939 kam Anna in das Wohnheim der Jüdischen Gemeinde in der Auguststraße 14/15, daher wurde in der Bayerischen Straße nur Hermann in der Sonderkartei für Juden erfasst. Anna verstarb vermutlich bald in dem Wohnheim. Hermann musste die Wohnung in der Bayerischen Straße im Juni 1942 aller Wahrscheinlichkeit nach zwangsweise verlassen und ein Zimmer zur Untermiete bei Alexander und Bertha Hofbauer in der Fasanenstraße 73, Gartenhaus, 1. Stock beziehen.
Wenige Wochen darauf wurde Hermann Loi am 15. August 1942 mit dem „18. Osttransport“ nach Riga deportiert und dort drei Tage später, kurz nach der Ankunft, erschossen.
Hermanns Bruder Gustav starb im Oktober 1936. Seine Witwe Emma, geb. Sethge, sowie Hermanns Bruder Julius tauchen in keinem Gedenkbuch auf, so dass man hoffen kann, dass sie die Shoah überlebten.
Hermanns letzte Vermieter, Alexander Hofbauer und Bertha, geb. Gutkind, wurden am 19. April 1943 nach Theresienstadt deportiert und am folgenden 6. September nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
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