Hulda Salinger geb. Krutsch

Verlegeort
Gärtnerstraße 12
Bezirk/Ortsteil
Friedrichshain
Verlegedatum
16. Februar 2023
Geboren
12. September 1869 in Neustadt bei Pinne (Posen) / Lwówek
Deportation
am 16. Juni 1943 nach Theresienstadt
Ermordet
20. November 1943 in Theresienstadt
Biografie

Hulda Krutsch kam am 12. September 1869 in Neustadt in der preußischen Provinz Posen zur Welt. Neustadt bei Pinne (polnisch Lwówek) liegt etwa 50 km westlich der Stadt Posen (polnisch Poznan). Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Hulda Krutsch haben sich keine Zeugnisse erhalten. Sicher ist, dass sie einer jüdischen Familie entstammte. Unbekannt ist, ob sie einen Beruf erlernte und wann sie nach Berlin übersiedelte. 

Hulda Krutsch heiratete zu einem unbekannten Zeitpunkt den jüdischen Kaufmann Max Georg (Meyer Gabriel) Salinger, geb. am 24. Juli 1863 in Deutsch Krone (Westpreußen, polnisch Wałcz). Dieser war seit 1911 verwitwet, wohnte in der Köpenicker Straße 123 in Berlin-Mitte und betrieb dort eine Schmuck- und Textilwarenhandlung.

Max Georg Salinger verstarb am 6. Mai 1925. Nach seinem Tod führte Hulda das Geschäft allein weiter.

Die schrittweise Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden seit 1933 erfasste auch Hulda Salinger. Zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben erschwerten zunehmend ihre Existenz. 

Mitte der 1930er Jahre musste Hulda ihre Wohnung und das Geschäft in der Köpenicker Straße 123 aufgeben. Bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 lebte sie als Untermieterin beim jüdischen Ehepaar Moritz und Betty Rabow in der Gärtnerstraße 12, im ersten Stock des Vorderhauses.

Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „ Judenstern “ in der Öffentlichkeit bewegen.

Als das Ehepaar Rabow die Wohnung in der Gärtnerstraße 12 zwangsweise aufgeben und zur Untermiete in ein möbliertes Zimmer in Moabit ziehen musste, war auch Hulda Salinger gezwungen, sich eine neue Bleibe zu suchen. Sie befand sich zuletzt im „Siechenheim“ der Jüdischen Gemeinde in der Iranischen Straße 2 im Wedding. 

Die 73-jährige Hulda Salinger wurde am 16. Juni 1943 mit dem 91. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 20. November 1943 starb. 

Ihre vormaligen Untervermieter, Moritz und Betty Rabow waren bereits am 28. März 1942 mit dem „XI. Transport“ ins Ghetto von Piaski im sogenannten „Generalgouvernement“ deportiert und zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet worden.