Adolf Abraham Kallmann wurde am 11. März 1897 als ältester Sohn des Handlungsgehilfen Martin Kallmann und dessen Ehefrau Martha, geb. Löwenstein, in Berlin-Charlottenburg geboren. Er wuchs mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Max in Berlin-Charlottenburg auf. In den 1920er-Jahren betrieben seine Eltern in der Dahlmannstraße 1 ein Süßwarengeschäft: Kallmann’s süße Ecke. Adolf erhielt eine sehr gute schulische Ausbildung, so dass er nach dem Abitur Staatswissenschaften studieren konnte.
Im November 1920 heiratete er die am 3. Februar 1900 in Berlin geborene „Nichtjüdin“ Erna Kerkow. In ihrer Eheurkunde sind neben ihren Berufen: „Student der Staatswissenschaft“ und „ohne Beruf“ auch ihre Anschriften vermerkt. Adolf wohnte zum Zeitpunkt der Eheschließung bei den Eltern in der Dahlmannstraße 1. Seine Braut Erna lebte in der elterlichen Wohnung in der Schönhauser Allee 157. Dort wohnte die Familie Richard Kerkow (Kaufmann) bereits seit 1915. Nach der Hochzeit zog Adolf ebenfalls in die Schönhauser Allee 157. Er wird ab 1922 im Berliner Adressbuch unter dieser Anschrift als Haushaltsvorstand mit dem Beruf Redakteur genannt. Ab 1925 führt ihn das Adressbuch als Bankbeamten. In den 1920er Jahren war er außerdem als Finanzberater für Franz Lehár, einen bekannten österreichischen Komponisten, tätig. Mit Lehár verband ihn eine langjährige Freundschaft, so die familiäre Überlieferung.
Am 8. Oktober 1925 wurde die Tochter Ilona geboren. In den Ausgaben des Berliner Adressbuches von 1931 bis 1934 wird Adolf Kallmann dann als Kaufmann unter der Kuglerstr. 93 genannt. 1934 zog die Familie aus beruflichen Gründen nach Köln, wo Adolf in der Kreditabteilung bei Ford arbeitete. Später kehrten sie nach Berlin zurück, weil eine bevorstehende Denunziation durch einen Kollegen befürchtet wurde. Am 30. Juni 1936 reiste Adolf mit seiner Frau Erna an Bord der "Europa" von Bremen für einen kurzen Aufenthalt nach New York. Nach der familiären Überlieferung entschied sich Erna gegen die Option einer Auswanderung in die USA. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin lebte Adolf von der Familie getrennt. Er musste untertauchen und konnte Tochter und Ehefrau nur selten heimlich treffen.
Am 15. November 1938, nur wenige Tage nach den Novemberpogromen, gelang Adolf von Hamburg aus an Bord der „Manhattan“ die Flucht in die USA. Hier nahm er den Namen George Colman an. Hier heiratete er eine ebenfalls aus Berlin geflohene Jüdin. Mit ihr hatte er eine weitere Tochter, die 1944 geboren wurde. Die Familie lebte zunächst in New York City und zog später nach Florida, wo George bis zu seinem Tod 1958 lebte.
Seine erste Frau Erna und die Tochter Ilona waren in Berlin zurückgeblieben. Beide wurden in der im Mai 1939 durchgeführten Volkszählung mit der Anschrift Berlin-Pankow, Baumbachstraße 18 erfasst. Unter dieser Anschrift wird seit 1938 Ernas ältester Bruder, der Fleischermeister Richard Kerkow geführt. Erna war also zu ihrem Bruder oder in das gleiche Haus gezogen. Da sie evangelisch getauft war, wurden sie und Ilona nach NS-Ideologie als „arisch“ klassifiziert. Weil sie ihren „jüdischen“ Ehemann auf dem Ergänzungsblatt der Volkszählung aufführen musste, wurde ihre Ergänzungskarte – wie die aller „jüdisch-stämmigen“ Bürger – gesammelt und ist noch heute im Bundesarchiv zu Forschungszwecken einsehbar. Im April 1943 wurde die Ehe von Adolf und Erna vom Landgericht Berlin geschieden.
Für Adolf Kallmann wurde am 10. Mai 2023 vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz in der Kuglerstr. 93 ein Stolperstein verlegt.
Für seine ermordete Mutter Martha, geb. Löwenstein, sowie seinen Bruder Max wurden bereits 2014 in der Dahlmannstraße 1 zwei Stolpersteine verlegt.
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