Hans Loewenthal kam am 15. Januar 1911 in Berlin als Sohn des jüdischen Kaufmanns Paul Loewenthal und seiner Ehefrau Elise, geb. Blau, zur Welt. Er hatte noch eine ältere Schwester: Hildegard, geb. am 11. Juni 1906. Kurz nach Hans' Geburt bezog die Familie eine Fünfzimmerwohnung in der Luckauer Straße 4.
Sein Vater Paul Loewenthal hatte im März 1910 das „Wäscheverleihgeschäft Richard Bach“ erworben, das er in der Luckauer Straße 3 betrieb. Er beschäftigte mehrere Angestellte und belieferte u.a. Druckereien, Betriebe, Hotels und Friseure. Das Geschäft florierte und ermöglichte der Familie einen hohen Lebensstandard: Sie hatten zwei Dienstmädchen und noch eine Extrahilfe für die Kinder. Sie konnten sich jedes Jahr längere Auslandsreisen leisten und ihren Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen.
Hans Loewenthal beschloss 1930 seine Schulbesuchszeit auf dem Luisenstädtischen Realgymnasium in der Sebastianstraße. Er studierte anschließend an der Berliner Universität zwei Jahre Philologie und wechselte 1932 in die Medizin.
1923 erlitt sein Vater Paul einen schweren Schlaganfall, der ihn vollkommen arbeitsunfähig machte. Er verstarb am 23. Dezember 1926 im Alter von 58 Jahren.
Elise Loewenthal hatte ihrem Mann schon seit einigen Jahren im Geschäft geholfen und sich inzwischen so gut eingearbeitet, dass sie nach Pauls Erkrankung und dessen Tod das Geschäft weiterführen konnte. Mitte der 1920er Jahre zog das Wäscheverleihgeschäft in das Haus Luckauer Straße 7 um, das Elise Loewenthal und ihren Geschwistern gehörte.
Die schrittweise Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden seit 1933 setzte auch der Familie Loewenthal schwer zu. Zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben erschwerten die familiäre Existenz.
Hans' Schwester Hildegard verlor ihre langjährige Anstellung als Erzieherin bei der Stadt Berlin. Ihm selbst widerfuhr 1933 die Exmatrikulation. Danach wurde Hans Angestellter und 1935 Juniorpartner im Wäscheverleihgeschäft seiner Mutter, bis dieses Ende 1938 geschlossen werden musste. Er wanderte Ende Februar 1939 mit seiner Frau Lilli, geb. Sachs, die er 1935 geheiratet hatte, mit einer Dienstboten-Arbeitserlaubnis nach England aus. In London warteten sie auf die Erteilung eines Visums für die USA. Das Mobiliar, das sie aus Deutschland mitgenommen hatten – zuletzt hatte das Ehepaar in einer 1 1/2-Zimmer-Wohnung in der Prinzregentenstraße 6 in Wilmersdorf gelebt –, mussten sie verramschen, da sie nicht genügend Geld hatten, um die Sachen längere Zeit auf Lager zu halten. Im November 1940 konnten Hans und Lilli Loewenthal schließlich nach New York übersiedeln.
Hildegard war inzwischen als Erzieherin bei der Jüdischen Gemeinde Berlin angestellt worden, zuletzt arbeitete sie in der Wäscherei der Reichsvereinigung der Juden.
Hans' Mutter Elise und seine Schwester Hildegard wohnten noch immer in der Luckauer Straße 4. Sie mussten von ihren drei Zimmern allerdings zwei an jüdische Untermieter weitervermieten.
Der Entrechtung folgte die Deportation : Elise Loewenthal wurde am 3. Oktober 1942 mit dem „3. großen Alterstransport“ nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 30. März 1943 ums Leben kam.
Die 36-jährige Hildegard Loewenthal wurde am 12. März 1943 mit dem „36. Osttransport“ nach Auschwitz verschleppt und ermordet.
In den USA musste Hans Loewenthal seinen Lebensunterhalt anfangs mit schwerer körperlicher Arbeit und als Laufbursche verdienen, bis er sich in einer kleinen Textil-Firma eine Stellung als Manager aufbauen konnte. Er änderte seinen Namen in John H. Lowental und besuchte gemeinsam mit seiner Frau bis ins hohe Alter Freunde in Europa. Nach Deutschland reiste er jedoch nie wieder: „Der Fußtritt war zu groß und die Erinnerung zu schmerzlich.“
John H. Lowental starb kinderlos am 29. Juli 1989 in New York.
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