Benno Mendel, am 28. September1875 in Schivelbein in Pommern geboren, arbeitete seit 1910 als Getreideagent an der Berliner Börse. Er erlernte den Beruf des Getreidehändlers, der in seiner Familie traditionell ausgeübt wurde, in Belgien. Bis 1931 findet man ihn im Berliner Adressbuch als „Getreidehändler“.
Im Juni 1913 heiratete er im Alter von 38 Jahren die 31jährige Margarete Mendel geb. Gabriel. Auf Bennos Wunsch hörte Margarete 1914 auf zu arbeiten. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs wurde ihre Tochter Gabriele Jenny (Yella) am 11. April 1914 in Charlottenburg in der Niebuhrstr. 9 geboren.
Im Ersten Weltkrieg kämpfte Benno als Soldat auf deutscher Seite an der Westfront. Nach Rückkehr aus dem Krieg setzte er seine politische Tätigkeit fort: Er war seit 1910 Mitglied der SPD und in der Partei bis zum Reichstagsbrand im März 1933 aktiv.
„Seine Religiosität beschränkte sich darauf, an Rosch Haschana und Jom Kippur in die
Synagoge zu gehen. Den Sederabend und das Kerzenzünden zu Chanukka feierten wir immer
im Kreise unserer Familie.“, erinnert sich seine Tochter Yella im Jahre 2007.
Die Familie lebte zwischen 1914 und 1931 in verschiedenen Wohnungen in Charlottenburg: zunächst in der Niebuhrstraße 9, ab 1917 in der Georg-Wilhelm-Straße 24a und ab 1927 in der Fasanenstraße 58. In der Fasanenstraße bewohnten sie eine repräsentative 6-Zimmer-Wohnung. Im Oktober 1931 gaben sie die Wohnung in der Fasanenstraße auf. Offenbar lief das Getreidegeschäft in Folge der Wirtschaftskrise nicht mehr gut. Die Familie zog nach Tempelhof in eine kleinere Wohnung in der neu erbauten sog. Bärensiedlung in die Germaniastraße 102 – heute Schaffhausener Straße 57. Hier scheint Benno bis 1939 als Hausverwalter tätig gewesen zu sein.
Die Tochter Yella konnte aber weiterhin das Hohenzollern-Lyzeums in Halensee besuchen, wo sie 1933 das Abitur machte. Danach trug sie notgedrungen – an ein Studium war nicht mehr zu denken – zum Familienunterhalt bei durch eine Beschäftigung als Stenotypistin bei Fa. Flörsheim und Co, Metalle, Potsdamer Str. Dort wurde sie ein Jahr später entlassen, weil sie Jüdin war. Sie ging mit Einverständnis ihrer Eltern in das Hachschara-Lager Gut Winkel bei Fürstenwalde, um sich auf eine Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. 1936 verließ Yella Deutschland in Richtung Palästina. „Den letzten Sederabend im Familienkreis feierten wir im Jahre 1935.“
Seit 1939 musste Benno Mendel – wie alle Juden – den Zwangsvornamen „Israel“ tragen. Die letzte Adresse des Ehepaars Mendel im Jahre 1941 war eine sog. „Judenwohnung“ in Schöneberg, Motzstraße 34, in die einzuziehen sie gezwungen wurden. Dort mussten sie in einem Zimmer leben und warteten offenbar immer noch auf eine Fluchtmöglichkeit nach Palästina - zu ihrer Tochter Gabriele genannt Yella. Und auch das entwürdigende Tragen des sog. „Judensterns“ blieb ihnen nicht erspart.
Am 24. Oktober 1941 wurde Benno Mendel zusammen mit seiner Frau mit einem der ersten
Berliner Transporte ins
Ghetto
nach Łódź/Litzmannstadt deportiert. Dort fand er kurze Zeit
später – einen Monat nach seiner Frau Margarete – am 25. März 1942 den Tod:
ermordet durch die unsäglichen hygienischen Verhältnisse und die ebenso katastrophale
Ernährungssituation. Er wurde nur 67 Jahre alt.
Zitate: Gabriella (Gabriele) Rosenheimer, Erinnerungsbericht, in: Ilana Michaeli, Irmgard Klönne
(Hg.), Gut Winkel – die schützende Insel, Hachschara 1933-1941, Berlin 2007, S. 35ff.
Auskünfte des in Israel lebenden Enkels
Alle Texte und Bilder auf dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Erlaubnis des/r Rechteinhaber*in verwendet werden.