Margarete Fischler geb. Mattes

Verlegeort
Taunusstraße 18
Bezirk/Ortsteil
Friedenau
Verlegedatum
07. Oktober 2021
Geboren
21. November 1887 in Ratzebuhr (Pommern) / Okonek
Beruf
Kauffrau
Deportation
am 27. November 1941 nach Riga
Ermordet
30. November 1941 in Riga-Rumbula
Biografie

Margarethe (Margarete) Mattes kam am 21. November 1887 in Ratzebuhr/Pommern als Tochter des Fleischermeisters Nathan Mattes und seiner Frau Lina geborene Jacobsohn zur Welt. Ihre Geschwister waren Klara (1877), Berta (1879), Eduard (1880), Martha (1881), Henriette (1885), Rosa (1886), Frida (1889), Alfred (1890), Helene (1892) und Arthur (1893). Margarethe besuchte drei Jahre lang die Schule in Ratzebuhr, dann wechselte sie für drei Jahre an eine Schule in Stettin und besuchte danach drei Jahre lang eine Handelsschule in Berlin. Sie wurde Verkäuferin und soll noch ein Jahr lang eine Berufsschule besucht haben.Sie heiratete 1915 in Berlin den nichtjüdischen Kaufmann Oskar Wilhelm Martin Fischler. Am 12. August 1920 kam die Tochter Ingeborg auf die Welt. Ab 1920 lebte die Familie in Friedenau, Taunusstraße 18, Gartenhaus III. Ihr Mann führte ein Weißwarendetailgeschäft in Friedenau, Sieglindestraße 6. Am 16. Dezember 1926 starb ihr Mann Oskar Fischler. Margarethe Fischler war von 1926 bis 1933 Abteilungsleiterin im Kaufhaus Wertheim am Leipziger Platz in der Abteilung für Handarbeiten. Diese Stelle verlor sie wegen der diskriminierenden Judengesetzgebung. Später war sie unregelmäßig als Aushilfsverkäuferin im Kaufhaus Wertheim tätig. Daneben schneiderte sie in ihrer Wohnung und arbeitete als Weißwarennäherin. Die Tochter Ingeborg wurde im jüdischen Glauben erzogen, sie besuchte zunächst die Volksschule in der Feuerbachstraße, danach ging sie bis zur Quarta auf das Oberlyzeum Königin Luise. Ingeborg wollte Ärztin werden, aber weil ihr als Jüdin dieser Berufsweg versperrt war machte sie eine Lehre zur Damenschneiderin, wurde dann aber als Jüdin nicht mehr zur Gesellenprüfung zugelassen. Sie lernte den Elektroinstallateur Imre (Emrich) Lipner kennen und verlobte sich mit ihm. Dieser hatte die ungarische Staatsangehörigkeit und war ebenfalls jüdisch. Am 30. September 1938 musste Imre Lipner Deutschland verlassen, er zog nach Budapest. Ingeborg folgte ihm im März 1939, sie heirateten am 21. April 1939 in Budapest. Ihre Mutter Margarethe blieb allein in Berlin zurück. Der wohlhabende Schwager Leon Blum hatte ihr Geld dagelassen, auch vermietete sie ein Zimmer ihrer Wohnung. Vermutlich war ihr Untermieter auch Jude, als sie deportiert wurde begleitete sie nämlich ein Mann, der erst seit kurzem im Haus Taunusstraße 18 wohnte. Seine Identität konnte bisher nicht ermittelt werden. Am 27. November 1941 wurde Margarethe Fischler nach Riga deportiert, wo sie am 30. November 1941 in den Wäldern von Rumbula erschossen wurde.

Imre Lipner war in Berlin als Elektroinstallateur selbständig gewesen, in Budapest arbeitete er als Angestellter in einer Fabrik für Eisschränke und Kühlanlagen. Ingeborg Lipner brachte am 5. September 1940 einen Jungen zur Welt, der aber sofort starb. Ihr Mann wurde im Oktober 1939 als Soldat eingezogen und kam dann in ein jüdisches Arbeitskommando. Als er vom Hunger entkräftet war und nicht mehr laufen konnte ließ ihn sein Vorgesetzter mit einem Auto zu Tode schleifen. Der Vorgesetzte wurde 1947 in Budapest deswegen zum Tode verurteilt und gehängt. Ingeborg Lipner kam im September 1944 in ein Arbeitslager, konnte jedoch im Dezember 1944 fliehen und versteckte sich in Budapest in einem Keller mit 23 weiteren Juden. Im März 1945 wurde Budapest durch die Rote Armee befreit. Ingeborg heiratete in Budapest am 21. April 1948 Paul Mikola. Beide flohen beim Aufstand aus Ungarn nach Schweden. Dort arbeitete Ingeborg Mikola als Theaterkostümschneiderin. Sie machte nach Kriegsende Wiedergutmachungsansprüche geltend und erhielt ca. 10.000,00 DM.

Margarethes Schwester Henriette wurde Schneiderin und heiratete 1910 in Berlin Leon Blum. Sie bekamen den Sohn Heinz. Ihnen gelang es nach Uruguay, Montevideo, zu entkommen.

Ihre Schwester Berta heiratete den Schneider Robert Surek und wurde am 25. Januar 1942 nach Riga deportiert und später ermordet.