Marta Laskau geb. Bluhm

Verlegeort
Wundtstr. 62
Bezirk/Ortsteil
Charlottenburg
Verlegedatum
24. Juni 2023
Geboren
13. April 1885 in Konitz (Westpreußen) / Chojnice
Deportation
am 19. November 1942 nach Theresienstadt
Ermordet
07. Mai 1943 in Theresienstadt
Biografie

Marta Laskau geb. Bluhm, wurde am 13. April 1885 in Konitz im damaligen Westpreußen (heute Chojnice in der Woiwodschaft Pomorskie) geboren. Sie war die Ehefrau von Johann Laskau (*5. März 1864, Zossen), einem Textil-Kaufmann.

Johann besaß seit dem Tod seiner Eltern ein Mietshaus in der Berliner Straße 142. Hier lebte die Familie mit den beiden Söhnen Helmut und Benno bis 1924. Nachdem er dieses Haus verkaufen musste, wohnte die Familie in der Wundtstraße 62 (bis 1936 Königsweg 28) im Gartenhaus, II. Stock in einer 3-Zimmer-Wohnung. Die Laskaus besaßen Perserteppiche, Ölgemälde, Rosenthal-Porzellan, Silberbesteck und weitere Wertgegenstände. Bis die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen und ihre mörderische Rassenpolitik umsetzten, ging es der Familie wirtschaftlich gut.

Der ältere Sohn Helmut, der am 12. September 1916 in Berlin geboren wurde, floh nach einer mehrmonatigen Konzentrationslagerhaft 1938 nach Kuba. Von dort schrieb er eine Postkarte an seine Eltern. 

Havanna, den 6.12.1938
„Meine lieben Eltern! Ich glaube, ich habe in meinen Briefen nicht übertrieben, denn umseitige Ansicht ist doch wirklich entzückend. Das Telegramm v. Amerik. Konsul hier direkt nach Berlin werde ich vom Comitée bezahlt bekommen. Sonst ist in der Zwischenzeit nichts vorgefallen, ich bin ganz ok. Handschriftlich: Mit den herzlichsten Grüßen und 1000 Küssen. Euer Sohn Helmut. Ich wünsche Euch allen ein gutes Chanukka-Fest verlebt in Freuden. Gute Besserung für Tante Hann."

Diese Postkarte überdauerte den Krieg in einem Buch, das die Mutter des Berliners Will-Fred Bolle 1987 aus dem Müll rettete und ihrem lesehungrigen Sohn gab. Der fand darin diese Postkarte und begann eine Jahrzehnte dauernde Recherche zur Familiengeschichte der Laskaus, bis er die Nachkommen von Helmut in den USA ausfindig machte.

Helmut Laskau emigrierte von Kuba in die USA. Dort änderte er seinen Vornamen zu Henry und gründete eine Familie. Er war schon in Berlin ein bekannter Sportler gewesen. Später nahm er in den USA als Geher an vielen nationalen sowie internationalen Wettkämpfen und auch an den Olympischen Spielen teil. 

1996 wurde Henry Laskau in die „International Jewish Sports Hall of Fame" aufgenommen. 1997 dann in die amerikanische „National Track and Field Hall of Fame", welche Leichtathleten ehrt. Er starb im Mai 2000 in Florida und hinterließ seine Frau Hilde und die Söhne Howard und Michael. 

Johann und Marta Laskaus jüngerer Sohn Benno wurde nach einem gescheiterten Fluchtversuch im besetzten Frankreich verhaftet und in Auschwitz ermordet. 

Das Ehepaar Laskau wurde am 19. November 1943 mit dem sog. „74. Alterstransport" vom Anhalter Bahnhof zusammen mit weiteren 98 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern in das KZ Theresienstadt deportiert. Johann Laskau starb dort am 17. Januar 1944. In der Todesfallanzeige wurde als Ursache Lungenentzündung und Herzlähmung angegeben.

Man weiß heute, dass die dokumentierten Todesursachen häufig verschleierten, dass die im KZ eingesperrten Menschen aufgrund mangelnder Ernährung und medizinischer Versorgung, an Seuchen und den menschenunwürdigen und lebensfeindlichen Bedingungen verstarben oder erfroren.

Von Marta Laskau, die zum Zeitpunkt des Todes ihres Mannes laut Todesfallanzeige noch lebte, ist kein genaues Todesdatum überliefert.