Abel Stephan Machol wurde am 7. Dezember 1940 in Berlin geboren. Er wird nur ein Jahr und neun Monate alt werden.
Seine Eltern waren der promovierte Jurist Kurt Jakob Machol (*1904) und Editha Machol, geb. Tuch (*1909). Möglicherweise war Abel Stephan das dritte Kind des Paares. Ende November 1938 wurden in Kurt Machols Personalbogen zwei Kinder vermerkt, über die jedoch keine weiteren Informationen vorliegen.
Das Paar hatte am 15. Oktober 1936 im Standesamt Schöneberg geheiratet. Die Familie lebte in der Yorckstraße 88 in Kreuzberg. Abel Stephans Vater war bis zum Berufsverbot als Rechtsanwalt, danach als sogenannter „Konsulent“ – was bedeutete, dass er lediglich „jüdische Interessen“ vor Gericht vertreten durfte – tätig. Kurt und Editha Machol stammten aus jüdischen Familien und gehörten der jüdischen Gemeinde an, aus der Kurt Ende Juli 1936 austrat. Editha folgte ihm Ende 1939.
Einige Wochen vor der Geburt des kleinen Abel Stephan traten Kurt und Editha Machol zum evangelischen Glauben über und ließen sich in der Messias-Kapelle im Prenzlauer Berg taufen. Ihr Söhnchen Abel Stephan ließen sie katholisch taufen, so belegt es die Vermögenserklärung, die sein Vater Kurt vor der Deportation der Familie ausfüllen musste.
Ihren kleinen Enkel Abel Stephan werden seine Großeltern noch kennengelernt haben. Aber schon ein Jahr nach seiner Geburt, am 25. Oktober 1941, verstarb seine Großmutter Elsbeth Machol, geb. Badt, in Berlin-Schöneberg. Nur wenige Monate darauf, am 10. Januar 1942, schied sein Großvater, der Sanitätsrat i.R., Dr. med. Hartwig Machol, aus dem Leben.
Sie mussten nicht miterleben, wie am 26. September 1942 ihr 38-jähriger Sohn Kurt Jakob mit seiner 33-jährigen Frau Editha und dem kleinen Stephan Abel aus Berlin verschleppt wurde. Mit dem „20. Osttransport“ wurden die Machols vom Güterbahnhof Moabit nach Raasiku in Estland deportiert.
Abel Stephan war eines der 108 Kinder bis 10 Jahren, die in dem Deportationszug vier Tage nach der Abfahrt aus Berlin am 30. September Raasiku erreichten. Dort wurden die Machols in einer der großen Erschießungsaktionen wahrscheinlich unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Scheffler und Schulle beschreiben den Ablauf der Mordaktionen:
„Bei beiden Transporten [vorausgegangen war ein Transport aus Theresienstadt] setzte umgehend eine rigorose Selektierung ein. Bis auf jeweils 100-150 junge Frauen und Mädchen und jeweils 60-80 Männer wurden alle anderen zu bereitstehenden Omnibussen gebracht, mit denen sie nach und nach weggefahren wurden“. Bei Kalevi-Liivi wurden die über 1600 Menschen „durch ein Spalier, das [...] estnische Polizisten bildeten, zu bereits ausgehobenen Gruben in einem Dünengelände, und über eine Art Rampe in diese hineingetrieben. Vorher mussten sie sich ausziehen [...]. Alles ging unter ständigem Schreien in äußerster Schnelligkeit vonstatten, so dass den Opfern keine Zeit zum Nachdenken blieb. Ein Kommando von sechs bis acht estnischen Polizisten nahm die Erschießungen vor.“ [1]
Am 2. März 1943 wurden Abel Stephans Großeltern mütterlicherseits, Theodor und Helene Tuch, geb. Kiwi, 66 und 62 Jahre alt, mit dem „32. Osttransport“, ebenfalls nach Auschwitz deportiert. Ihr letzter Wohnsitz war die Holzmarktstraße 60 in Mitte.
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