Lea Michaelis, geb. Schmoll, kam am 8. Februar 1891 in Briesen/Wąbrzeźno, Polen, zur Welt. Wann sie nach Berlin kam und welchen Beruf sie ausübte, ist nicht bekannt.
Sie heiratete im Dezember 1938 auf dem Standesamt in Berlin-Friedrichshain (diesen Stadtbezirk hatten die Nazis in Horst-Wessel-Stadt umbenannt) den Bäcker und Konditor Willy Michaelis. Zu diesem Zeitpunkt wohnte sie bereits bei Willy und dessen Tochter aus erster Ehe, Ursula in der Choriner Straße 52, „2 Treppen“ (2. Obergeschoss).
Die Tochter Ursula war Ostern 1932 in Berlin-Schöneberg eingeschult worden. Sie lebte vermutlich bei der Mutter. Ostern 1938 musste Ursula in die Jüdische Schule nach Berlin-Mitte umgeschult werden. Vermutlich aus diesem Grund zog Ursula nun zum Vater Willy in die Choriner Straße 52. Jüdischen Kindern war es seit 1933 per Gesetz zunehmend erschwert, an einer staatlichen Einrichtung beschult zu werden, bis es ihnen im Zuge der Novemberpogrome im Herbst 1938 endgültig verboten wurde.
In den Unterlagen der Volkszählung vom Mai 1939 wurden Willy, Lea und Ursula Michaelis unter der Anschrift Choriner Straße 52 als „jüdisch“ erfasst. Damit waren sie allen staatlich verordneten Repressalien gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger ausgesetzt – von Ausgrenzung über Enteignung bis letztlich zur Deportation und Ermordung.
Willys Tochter Ursula beendete Ostern 1940 nach Abschluss der achten Klasse die Schule und arbeitete im Baruch-Auerbach’schen Waisenhaus in der Schönhauser Allee 162.
Am 26. Oktober 1942 wurde Ursula von dort mit dem „22. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert und am 29. Oktober 1942, direkt nach ihrer Ankunft, in einer Massenerschießung ermordet.
Heute erinnert eine Gedenktafel in der Schönhauser Allee 162 an das Schicksal der Kinder und der Betreuerinnen des Jüdischen Waisenhauses.
Willy und seine Frau Lea Michaelis mussten noch ein weiteres Jahr Zwangsarbeit in Berlin leisten. Am 28. September 1943 wurden auch sie deportiert. Mit dem „43. Osttransport“ wurden sie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre genauen Todesdaten sind nicht dokumentiert.
Für Willy und Lea Michaelis, geb. Schmoll, und die Tochter Ursula wurden am 16. Februar 2023 in der Choriner Straße 52 Stolpersteine verlegt.
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