Julius Heskel wurde am 8. Juni 1868 in Berlin geboren. Seine Eltern waren Abraham Albert Heskel und Ernestine Reinhardt, die nach ihm noch zwei weitere Kinder bekamen: Georg Heskel (*1869) und Leo Heskel (*1872).
Julius war Bankkaufmann. Er war bis zum Ende seines aktiven Berufslebens – vermutlich 1922/23 – als Vertreter der Nederlandschen Bankinstelling, s'Gravenhage ausgewiesen. Im Ruhestand bezeichnete er sich als Bankagent oder Vertreter.
Am 29. März 1895 heiratete er Elisabeth Gertrud Petzall, die am 6. Dezember 1876 in Berlin geboren war. Mit ihr hatte er drei Kinder: Charlotte Lucie (*1895), Walter (*1897) und Alice (*1900). Über ihren Wohnort und ihr Leben im Allgemeinen ist bis 1905 kaum etwas bekannt. Ab 1905 findet man Julius Heskel mit Wohnung in der Nollendorfstr. 16 und auch seine Brüder Georg und Leo im Berliner Adressbuch. Ab 1910 wohnte die Familie dann in der Nürnberger Str. 37/38, wo das Ehepaar auch bis 1933 blieb, bis die Wohnung – ob freiwillig oder erzwungen, lässt sich nicht ermitteln – aufgegeben wurde.
Einige Anhaltspunkte sprechen dafür, dass es keinen „geordneten Übergang“ in die Wohnung am Kaiserdamm 105 gab, die erst im Oktober 1936 bezogen wurde. Augenscheinlich musste das Ehepaar fast zwei Jahre in unterschiedlichen Unterkünften überbrücken. So war Julius Heskel im Adressbuch von 1934 in der Düsseldorfer Str. 42 zu finden, 1935 in der Trabener Str. 24 im Grunewald. Beide Adressen lassen sich Toni (Antoinette) Philipp zuordnen, der langjährigen Eigentümerin des Hauses in der Trabener Str. 24. Vielleicht handelte es sich bei Toni und ihrem Ehemann Dr. Hans Walter Philipp um Freunde aus dem jüdischen Bekanntenkreis der Heskels. Toni und Dr. Hans Walter emigrierten vor 1939 nach Großbritannien.
Anschließend wohnten sie vorübergehend in der Lietzenburger Str. 7 und ab dem 1. April 1936 in der Luciusstr. 12 bei Goldmann. Am 8. Oktober 1936 erfolgte dann der Einzug in die Wohnung am Kaiserdamm 105. Der Mietvertrag für die 2 ½ Zimmer-Wohnung am Kaiserdamm 105 wurde am 21.07.1936 abgeschlossen; ab 1937 war Julius Heskel, Rentier, unter dieser Anschrift im Berliner Adressbuch zu finden.
Am 17. Oktober 1937 verfasste Julius Heskel sein Testament, in dem er seine Ehefrau Elisabeth als Alleinerbin einsetzte. Er führte darin aus, dass seiner Ehefrau aus einem Hausverkauf noch Geld zustünde, sowie, dass seine Kinder mehr als ihre Pflichtteile vom Erbe bereits erhalten hätten.
Knapp fünf Jahre später, am 12. März 1942, nahm sich Julius Heskel das Leben.
Er vergiftete sich mit einer Überdosis Veronal, einem damals leicht zugänglichen Schlafmittel, um dem bevorstehenden Schicksal der
Deportation
zu entgehen. Eine Woche später wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee beigesetzt. Seine jüdische Ehefrau Elisabeth blieb zurück. Zur Eröffnung des Testaments von Julius Heskel erschien laut Protokoll des Justizinspektors vom 24. März 1942 (Abschrift vom 10. Oktober 1944) „niemand“.
Im Juli 1942 bereiteten die Behörden die Deportation von Elisabeth Heskel vor: Zunächst verfügte die Geheime Staatspolizei die Einziehung des Vermögens der „Reichsfeindin“ Elisabeth Heskel. Sie musste die Wohnung verlassen und sich in der Sammelstelle im Jüdischen Altersheim in der Großen Hamburger Str. 26 einfinden. Unmittelbar danach wurde die Wohnung am 28. Juli 1942 geräumt und versiegelt. Elisabeth Heskel wurde am 30. Juli 1942 ab Anhalter Bahnhof nach Theresienstadt deportiert. Am 26. September 1942 wurde sie von Theresienstadt nach Treblinka weiterdeportiert und dort ermordet.
Julius Heskels Tochter Charlotte Lucie wurde am 19. Oktober 1942 wurde Charlotte Rothholz nach Riga deportiert, wo sie nach der Ankunft am 22. Oktober 1942 ermordet wurde. Ihr Sohn Karl Heinz Paul hatte Kontakte zum antifaschistischen Widerstand um Herbert Baum. Im Dezember 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und kam in die Strafanstalt Plötzensee. Am 4. Mai 1943 wurde mit dem Fallbeil hingerichtet. Heskels Schwiegersohn und Charlottes Ehemann, Julian Rothholz, wurde am 1. März 1943 wurde Julian Rothholz mit dem 31. Osttransport in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort am 4. März 1943 ermordet.
Heskels Tochter Alice hatte den Gynäkologen Dr. Albert Stahl geheiratet und mit ihm einen Sohn, Rolf Helmut (*1926) bekommen. Sie lebten ab 1932 in Tegel, bis die Familie 1938 in die USA emigrierte. „Ralph Henry“ Stahl wurde später ein renommierter Kernphysiker.
Heskels Sohn Walter heiratete Lotte Amanda Sliwinski. Beide wurden am 1. März 1943 von der Gestapo verhaftet. Allerdings gelang beiden die Flucht und sie tauchten unter. Mit Hilfe vom Fluchthilfe-Netzwerk um Luise Meier in Berlin Grunewald und Josef Höfler in Singen (Hohentwiel) konnten Walter und Lotte Heskel am 17. April 1944 nach Hofen in der Schweiz entkommen, von wo aus sie nach Ende des Krieges in die USA auswanderten.
Heskels Bruder Georg Heskel war mit Franziska Piorkowski verheiratet und hatte mit ihr einen Sohn, Albert, der am 14. September 1906 geboren wurde. Er hatte sich mit einem Agenturgeschäft für feine Stoffe selbständig gemacht, verarmte jedoch nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und starb schließlich am 12. Juni 1936. Seine Frau musste mindestens acht Mal das Quartier wechseln, bis sie am 4. September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Sohn Albert gelang 1933 die Flucht, gemeinsam mit seiner Frau Margarete (Grete) Sternheim.
Heskels jüngster Bruder Leo Heskel blieb zeitlebens alleinstehend. Er starb am 8. Juni 1940 in seiner Wohnung in der Güntzelstr. 54.
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