Jacob Coper kam am 6. Mai 1878 in Tuchel in Westpreußen als Sohn des jüdischen Fleischers Simon Coper und dessen Ehefrau Emma, geb. Weiß, zur Welt. Die kleine Stadt Tuchel (polnisch Tuchola) liegt etwa 100 km südwestlich von Danzig. Jacob hatte noch sechs Geschwister, die ebenfalls in Tuchel geboren wurden: Sara (*1880), Calmann (*1884), Rosa (*1887) und Alexander (*1891). Zwei weitere Schwestern, deren Namen unbekannt sind, wanderten Anfang der 1920er Jahre in die USA aus.
Jacob Coper erlernte den väterlichen Beruf und übersiedelte um 1895 nach Berlin. Auch seine Geschwister zogen als junge Erwachsene in die Reichshauptstadt. Etwa 1906 eröffnete Jacob Coper in der Weinstraße 20c, nordöstlich des Alexanderplatzes, eine eigene koschere Fleischerei.
Er heiratete am 2. Mai 1907 in Berlin Bertha Goldschmidt, geb. am 20. Oktober 1878 in Tuchel. Sie gehörte ebenfalls der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Am 13. Februar 1908 kam die gemeinsame Tochter Margarete zur Welt.
1912 zogen die Copers in die Landsberger Straße 112. Die Adresse existiert nicht mehr. Das Haus befand sich im heutigen südwestlichen Teil der Kreuzung am Platz der Vereinten Nationen. Im Parterre betrieb Jacob Coper seine Fleischerei; die Dreizimmerwohnung der Familie befand sich im zweiten Stock.
Die Fleischerei war ein gutgehendes Geschäft mit vier Angestellten, das der Familie einen guten Lebensstandard ermöglichte. Die Copers hatten eine Haushaltshilfe und konnten es sich leisten, zweimal im Jahr zu verreisen. Tochter Margarete studierte nach der Schule einige Semester Medizin, ließ sich aber dann zur Röntgen-Assistentin ausbilden.
Die schrittweise Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden seit 1933 ereilte auch die Familie Coper. Zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben erschwerten zunehmend die familiäre Existenz.
Mit dem am 1. Mai 1933 in Kraft tretenden „Gesetz über das Schlachten von Tieren“ wurde das rituelle jüdische Schächten ohne vorherige Betäubung des Tieres unzulässig. Zuwiderhandlungen wurden mit Gefängnisstrafen bis zu sechs Monaten oder Geldstrafen bestraft. Aufgrund dieses Schächtverbots bestand ein Mangel an koscherem Fleisch, der nur begrenzt durch Einfuhren ausgeglichen werden konnte. Die Einnahmen von Jacob Copers Schächterei gingen erheblich zurück.
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde das Geschäft völlig zertrümmert: Das große Schaufenster, Ladentisch, Marmorplatten und Vitrinen wurden zerschlagen und die Maschinen zerstört.
Tochter Margarete hatte 1934 Leon Appel (*1899 in Hamburg) geheiratet und lebte mit ihm in Berlin-Steglitz. Leon Appels Schwester Lotte war Sängerin und seit 1932 mit dem weltberühmten Tenor Max Lorenz verheiratet, der besonders in Wagner-Opern – u.a. in Bayreuth – brillierte. Max Lorenz nutzte seine privilegierte Stellung im „Dritten Reich“ dazu, seine jüdische Frau und deren Mutter vor der Verfolgung zu schützen. Leon und Margarete Appel wanderten im Dezember 1938 nach Trinidad aus.
Ein Zimmer ihrer Wohnung in der Landsberger Straße 112 hatten die Copers an Minna (Mindla) Jakob, geb. Berger, 1894 in Przemyśl in Galizien, vermietet.
Jacob Copers Frau Bertha verstarb am 11. Oktober 1942 im Jüdischen Krankenhaus an Herzschwäche. Die Beerdigungskosten konnte Jacob nicht bezahlen; er musste sich das Geld von der Jüdischen Kultusvereinigung leihen.
Zuletzt war er zur Zwangsarbeit als Hilfsschlosser bei der Firma Franz R. Conrad, Beleuchtungskörper und Metallwarenwerk in der Glogauer Straße 19/21 in Kreuzberg, verpflichtet.
Der Entrechtung folgte die Deportation : Vom Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 wurde Jacob Coper am 12. Januar 1943 mit dem „26. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und ermordet. Auch seine Untermieterin Minna Jakob teilte dieses Schicksal.
Jacobs Bruder Calman Coper war mit seiner Frau Margarethe Selma, geb. Coper, bereits am 29. Oktober 1941 mit dem „III. Transport“ in das Ghetto Łódź deportiert worden. Beide wurden von dort im September 1942 in das Vernichtungslager Kulmhof (polnisch Chełmno) verschleppt und ermordet. Seine Schwester Rosa wurde mit ihrem Ehemann Siegfried Flachs am 3. Februar 1943 mit dem „28. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Jacobs Bruder Dr. Alexander Coper war in sogenannter „Mischehe“ verheiratet und arbeitete als Rechtsanwalt und Notar in Berlin. Sukzessive verlor er seine Zulassungen in der Rechtspflege zu arbeiten: Das Notariat wurde ihm 1935, wohl im Zuge der zweiten Verordnung zu den sogenannten „Nürnberger Gesetzen“, entzogen. Ende 1938 durften auch die letzten jüdischen Rechtsanwälte nicht mehr in ihren Berufen arbeiten. Dr. Alexander Coper blieb lediglich die Möglichkeit, als „Konsulent“ allein für jüdische Mandanten tätig zu werden.
Am 11. Dezember 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet und erst am 17. April 1943 aus dem Polizeigefängnis entlassen. Nachdem seine Ehefrau im Juni 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen war, wurde Alexander Coper am 14. September 1944 erneut verhaftet und am 27. Oktober ins KZ Theresienstadt verschleppt. Dort erlebte er die Befreiung des Konzentrationslagers. Bis zu seinem Tod im Jahr 1958 arbeitete er wieder als Rechtsanwalt in Berlin. Das Schicksal von Jacob Copers Schwester Sara, geschiedene Elias, ist unbekannt.
Die Tochter Margarete übersiedelte mit ihrem zweiten Ehemann Dr. Ferdinand Bronner (*1908) im November 1945 von Trinidad in die USA, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1987 lebte.
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