Hugo Silberkleid

Location 
Warschauer Straße 8
District
Friedrichshain
Stone was laid
10 April 2024
Born
15 August 1877 in Königlich Dombrowka (Schlesien) / Dąbrówka Dolna
Deportation
on 14 November 1941 to Minsk
Murdered
Biography

Hugo Silberkleid kam am 15. August 1877 in Königlich Dombrowka in der preußischen Provinz Schlesien als Sohn des jüdischen Kaufmanns David Silberkleid und dessen Ehefrau Selma, geb. Breslauer, zur Welt. Das Dorf Königlich Dombrowka (polnisch Dąbrówka Dolna) liegt 31 km nördlich von Oppeln mitten in einem großen Waldgebiet. Hugo hatte mindestens noch sieben Geschwister: Hulda (*1874), Salo (*1885), Albert (*1886), Frieda (*1890), Therese (*1896), Bertha und Regina. Mitte der 1880er Jahre lebte die Familie in Jakobsdorf, 57 km nordöstlich von Oppeln gelegen, seit Anfang der 1890er Jahre in Breslau. Über die Kindheit und Jugend von Hugo Silberkleid haben sich ansonsten keine Informationen erhalten. Er erlernte den Beruf des Kaufmanns und übersiedelte nach dem Tod des Vaters 1908 nach Berlin.

Hugo Silberkleid arbeitete in der Textilbranche und lebte mit seiner Mutter und den Geschwistern in der Heinersdorfer Straße 19 (heute Heinrich-Roller-Straße) im Prenzlauer Berg.

Er heiratete am 11. Januar 1921 die Verkäuferin Gertrud Friedmann, geb. am 12. November 1881 in Breslau. Auch sie gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Die Ehe blieb kinderlos.

Gertruds Bruder Martin Friedmann hatte seiner Schwester 1920 einen Laden mit Wohnung am Boxhagener Platz, in der Grünberger Straße 12 (heute Nr. 69), gekauft und sie mit einem reichhaltigen Warenlager ausgestattet. Das Textilwarengeschäft betrieb das Ehepaar Silberkleid nun gemeinsam. Sie lebten in den Nebenräumen des Ladens, bis sie etwa 1928 eine 3-Zimmer-Wohnung im Haus Warschauer Straße 8 fanden.

Das Geschäft gaben sie um 1930 auf. In der Entschädigungsakte gibt Martin Friedmann nach dem Krieg an, dass seine Schwester schon damals darüber klagte, dass sie als Jüdin immer wieder angepöbelt werde. Gertrud arbeitete dann privat als Haushaltshilfe, Hugo Silberkleid kaufte ein Auto und betätigte sich fortan als Vertreter für Schneider-Artikel. Er litt jedoch nach 1933 stark unter dem zunehmenden Boykott jüdischer Geschäftsleute, bis er seine Arbeit als Vertreter schließlich aufgeben musste. Aus der Wohnung in der Warschauer Straße 8 zog das Ehepaar ca. im Herbst 1939 aus, da sie verstärkt von anderen Mietern bedrängt wurden, die Angehörige der NSDAP waren.
Zuletzt lebten sie in einem Zimmer zur Untermiete in der Kleinen Frankfurter Straße 12 in Mitte. Hugo und Gertrud Silberkleid wurden vom Bahnhof Grunewald am 14. November 1941 mit dem 5. Osttransport in das Ghetto Minsk deportiert, wo sie am 18. November ankamen. Hier verliert sich ihre Spur. Sie wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Hugos Bruder Salo Silberkleid, der im Sommer 1938 in Buchenwald inhaftiert war, wanderte nach Shanghai aus. Die Schwester Frieda Silberkleid wurde am 23. Juli 1940 im Rahmen der Aktion T4 in der Tötungsanstalt in Brandenburg an der Havel ermordet.

Hugos Schwester Hulda, verwitwete Peritz, wurde am 7. Juli 1942 mit dem 16. Alterstransport nach Theresienstadt und von dort am 16. Mai 1944 nach Auschwitz verschleppt und ermordet.

Albert Silberkleid musste schwere Zwangsarbeit als Bau- und Transportarbeiter leisten. Am 27. Februar 1943, dem Tag der „ Fabrikaktion “, bei der die bis dahin von der Deportation verschonten letzten Berliner Juden, die in kriegswichtigen Betrieben zwangsbeschäftigt waren, verhaftet und deportiert wurden, wurde er gewarnt und tauchte unter. Es gelang ihm unter falschem Namen zuerst in Berlin, später in Klosterfelde (Wandlitz) bis zur Befreiung im Mai 1945 zu überleben.

Hugos Schwester Bertha, verheiratete Londner, war bereits 1923 in Hannover gestorben. Das Schicksal der Schwestern Therese, verheiratete Fajntuch, und Regina, verheiratete Schwartz, ist unbekannt, letztere überlebte die Shoa und lebte nach dem Krieg in Frankreich.