Ursula Michaelis kam am 13. Mai 1926 in Berlin als Tochter des Bäckers und Konditors Willy Michaelis und dessen Ehefrau Gertrud, geb. Seifen, zur Welt.
Vermutlich um 1928 wurde diese Ehe geschieden, denn ab 1929 war Willy laut Berliner Adressbuch in der Choriner Straße 52, Hinterhaus, „2 Treppen“ (2. Obergeschoss) wohnhaft.
Ursula wurde Ostern 1932 in Berlin-Schöneberg eingeschult. Sie lebte vermutlich bei der Mutter. Seit April 1933 war der Zugang zum deutschen Bildungssystem stark quotiert und der Druck auf jüdische Familien mit Schulkindern, das System zu verlassen, extrem hoch. Ostern 1938 wechselte Ursula dann auf die Jüdische Schule in Berlin-Mitte. Vermutlich aus diesem Grund zog sie nun zu ihrem Vater.
Dieser hatte im selben Jahr in zweiter Ehe die am 8. Februar 1891 in Briesen/Wąbrzeźno geborene Lea Schmoll geheiratet.
In den Unterlagen der Volkszählung vom Mai 1939 wurden Willy und Lea sowie Ursula Michaelis unter der Anschrift Choriner Straße 52 als „jüdisch“ erfasst. Damit waren sie den staatlichen Repressionen gegen jüdische Bürger voll ausgesetzt: von anfänglicher Ausgrenzung über Enteignung bis schlussendlich zur Deportation und Ermordung.
Ursula beendete Ostern 1940 die achtklassige Volksschule. Danach lebte und arbeitete sie im Baruch-Auerbach’schen Waisenhaus in der Schönhauser Allee 162.
Am 26. Oktober 1942 wurde Ursula von dort mit dem 22. Osttransport in das Ghetto Riga deportiert und dort am 29. Oktober 1942 in einer Massenerschießung ermordet.
Heute erinnert eine Gedenktafel in der Schönhauser Allee 162 an das Schicksal der Kinder und der Betreuerinnen des Jüdischen Waisenhauses.
Für Ursula Michaelis, den Vater Willy und dessen Ehefrau Lea wurden am 16. Februar 2023 in der Choriner Straße 52 Stolpersteine verlegt.
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