Willy Michaelis

Verlegeort
Choriner Str. 52
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Verlegedatum
16. Februar 2023
Geboren
19. Dezember 1889 in Berlin
Beruf
Bäcker, Konditor
Deportation
am 28. September 1943 nach Auschwitz
Ermordet
in Auschwitz
Biografie

Willy Michaelis kam am 19. Dezember 1889 in Berlin-Mitte in der Rosenthaler Str. 8 als Sohn des Kaufmanns Gustav Michaelis und dessen Ehefrau Amalie, geb. Lippmann, zur Welt. Er hatte zwei Brüder, den ein Jahr älteren Arthur und Walter, der sechs Jahre jünger als Willy war. 1908 war die Familie Michaelis in die Rykestraße 44 in Prenzlauer Berg gezogen.

Willy erlernte den Beruf des Bäckers und Konditors und heiratete Ende der 1920er Jahre zum ersten Mal. Aus dieser Ehe stammte die am 13. Mai 1926 geborene Tochter Ursula. Vermutlich um 1928 wurde diese Ehe geschieden, denn ab 1929 war Willy laut Berliner Adressbuch in der Choriner Straße 52, Hinterhaus, „2 Treppen“ (2. Obergeschoss) wohnhaft. 

Die Tochter Ursula wurde Ostern 1932 in Berlin-Schöneberg eingeschult. Sie lebte vermutlich bei der Mutter. Seit April 1933 war der Zugang zum deutschen Bildungssystem stark quotiert und der Druck auf jüdische Familien mit Schulkindern, das System zu verlassen, extrem hoch. Ostern 1938 wechselte Ursula dann auf die Jüdische Schule in Berlin-Mitte. Vermutlich aus diesem Grund zog sie nun zu Willy. Der heiratete im selben Jahr in zweiter Ehe die am 8. Februar 1891 in Briesen/Wąbrzeźno geborene Lea Schmoll.

In den Unterlagen der Volkszählung vom Mai 1939 wurden Willy und Lea sowie Ursula Michaelis unter der Anschrift Choriner Straße 52 als „jüdisch“ erfasst. Damit waren sie allen staatlichen Repressionen gegen jüdische Bürger ausgesetzt – von Ausgrenzung über Enteignung bis Deportation und Ermordung.

Ursula beendete Ostern 1940 die achtklassige Volksschule. Danach lebte und arbeitete sie im Baruch-Auerbach’schen Waisenhaus in der Schönhauser Allee 162.

Am 26. Oktober 1942 wurde Ursula von dort mit dem „22. Osttransport“ in das Ghetto Riga deportiert und dort am 29. Oktober 1942 in einer Massenerschießung ermordet.

Heute erinnert eine Gedenktafel in der Schönhauser Allee 162 an das Schicksal der Kinder und der Betreuerinnen des Jüdischen Waisenhauses. 

Willy und seine Frau Lea mussten in Berliner Betrieben Zwangsarbeit leisten. Am 28. September 1943 wurden auch sie deportiert. Mit dem „43. Osttransport“ wurden sie nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Ihre genauen Todesdaten sind nicht dokumentiert.

Für Willy und Lea, geb. Schmoll, sowie Willys Tochter Ursula wurden am 16. Februar 2023 in der Choriner Straße 52 Stolpersteine verlegt.