Helmut Goldstein

Verlegeort
Jungfernstieg 18
Historischer Name
Jungfernstieg 18
Bezirk/Ortsteil
Lichterfelde
Verlegedatum
07. Oktober 2022
Geboren
12. Juli 1917 in Berlin
Flucht
1938 Schweden
Überlebt
Biografie

Helmut Goldstein wurde am 12. Juli 1917 als Sohn von Charlotte und Martin Goldstein in Berlin geboren. Seine Großeltern, Max und Julie Goldstein, waren bereits 1889 nach Lichterfelde gekommen – Großvater Max, der Arzt war, hatte gemeinsam mit Alfred Lilienfeld das Gesellschaftshaus Lichterfelde übernommen und zu einem privaten Sanatorium für Nervenkranke und Erholungsbedürftige umgebaut.

Die Familie wohnte gemeinsam mit der Großmutter Julie Goldstein in einer Villa im Jungfernstieg 18, schräg gegenüber dem Sanatorium, dessen Leitung Julie Goldstein nach dem Tod ihres Mannes übernommen hatte. Max' Vater Martin Goldstein, wie sein Schwiegervater Nervenarzt, unterstützte seine Schwiegermutter im Sanatorium und führte im Haus der Familie seine Praxis.

Zusammen mit seinen Brüdern Max und Joachim besuchte Helmut zunächst die Grundschule in der Kastanienstraße und später das Schillergymnasium in der Berliner Straße (dem heutigen Ostpreußendamm). An diesem, von den Militärfamilien der nahen Kadettenanstalt geprägten, humanistischen Gymnasium hatte auch schon ihr Onkel Fritz Goldstein das Abitur gemacht. Heute beherbergt das Gebäude das Oberstufenzentrum Bürowirtschaft I.

Im Juli des Jahres 1926 starb Vater Martin im Alter von nur 41 Jahren. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee bestattet. Nun war ihre Mutter mit gerade einmal 35 Jahren Witwe, und Joachim, der jüngste der Brüder, kaum sechs Jahre alt. Unterstützung kam von ihrer Großtante Frieda Goldstein, eine Schwester ihres Großvaters, die jahrelang die Küche des Sanatoriums führte. Sie zog zur Familie ins Haus ein.

Als Helmut im Frühjahr 1927 in das Schillergymnasium kam, zählte die Schule – ihn eingerechnet – lediglich acht jüdische Schüler. Im Frühjahr 1936 legte er dort sein Abitur ab und begann eine landwirtschaftliche Ausbildung an einer Hachschara-Stätte, die ihn auf die Alija (Einwanderung) nach Israel vorbereiten sollte; eine der wenigen Ausbildungsmöglichkeiten, die ihm als Juden in Deutschland noch geblieben war. Allein in Brandenburg und Berlin gab es zeitweise mehr als zehn Standorte der jüdischen Hachschara-Bewegung. Wo Helmut seine Ausbildung machte, wissen wir nicht. Bekannt ist, dass er Palästina nie erreicht hat. Im Sommer 1938 gelang ihm die Emigration nach Schweden. Seine beiden Brüder und schließlich auch Mutter Charlotte konnten in den nächsten Jahren ebenfalls fliehen und gelangten zu Helmut nach Schweden.

Im März 1941 wurde Charlotte Goldstein und ihren Söhnen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Kurz darauf beschlagnahmte des Reichspostministerium die Villa im Jungfernstieg 18 und überließ sie Manfred von Ardenne. Der erweiterte dort sein Forschungslabor und ließ im Garten drei Bunker erbauen. In der Lankwitzer Bombennacht vom 23. August 1943 wurde das Gebäude schwer getroffen. Doch da war Familie Goldstein längst im sicheren Exil in Schweden.