Eva Erna Löwenthal kam am 10. Juli 1910 in Berlin als Tochter des Kaufmanns Gustav Löwenthal und seiner Frau Lina geborene Freymann zur Welt. Ihre älteren Geschwister waren Lilly (1897) und Paul (1899). Bei Evas Geburt lebte die Familie in der Marsiliusstraße 1 und ihr Vater Gustav war als Versicherungsinspektor tätig. Über Evas Schulbildung konnte nichts ermittelt werden. Ihr Bruder Paul wurde Reklamefachmann bzw. Reklamemaler und heiratete 1929 Judith Rosenthal. Seit 1934 lebte die Familie Löwenthal in Schöneberg an der Grenze zu Friedenau in der Knausstraße 9 im Gartenhaus rechts I. in einer 3-Zimmer-Wohnung mit Ofenheizung. Eva Löwenthal war Journalistin geworden und schrieb gelegentlich fürs Feuilleton. Eva war nicht sehr groß, sie hatte rötliches Haar und eine ausgeprägte Nase. Sie war sehr hübsch, hatte wunderschöne Augen und war auch noch witzig und schlagfertig. So beschreibt Brunhilde Pomsel sie in ihren Erinnerungen. Brunhilde Pomsel gehörte zum Freundeskreis von Eva Löwenthal. Sie arbeitete während der Nazizeit als Schreibkraft zuerst im Rundfunk an der Masurenallee und später im Propagandaministerium unter Göbbels. Im Rundfunk besuchte Eva Löwenthal ihre Freundin Brunhilde Pomsel noch, im Propagandaministerium dann nicht mehr. Eva hatte nicht viel Geld, ihre Freunde aus der Clique zahlten für sie bei gemeinsamen Unternehmungen. Sie kam auch öfter zu Brunhilde Pomsel nach Hause in die nahegelegene Benzmannstraße und wurde da mitverköstigt. Der Familie von Brunhilde ging es wirtschaftlich deutlich besser als der Familie Löwenthal. Bei einem Besuch bei der erkrankten Eva staunte Brunhilde über den ärmlichen Zustand der Wohnung; sie meinte später, sie hätte besser etwas zu essen mitgebracht anstelle der tatsächlich mitgebrachten Zigaretten. Auch hätten die Eltern und die beiden Töchter zusammen in einem Zimmer geschlafen. Die ältere Schwester von Eva, Lilly, arbeitete damals als Vertreterin für Staubsauger. Eva erzählte, sie sei aufgefordert worden, Gartenarbeit für die Stadt zu leisten (vermutlich Zwangsarbeit), sie sei aber nicht hingegangen und erhalte deswegen keine Unterstützung. Evas Eltern wurden im Herbst 1942 gezwungen in das jüdische Altersheim Gerlachstraße 19-21 zu ziehen. Dort verstarb Therese Löwenthal am 17. Januar 1943, als Todesursache wurde Lungenembolie und Herzmuskellähmung angegeben.
Evas Vater Gustav Löwenthal wurde am 26. Januar 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 20. März 1943 ermordet wurde.
Eva lebte bis 31. Dezember 1942 in der elterlichen Wohnung, danach lebe sie wie ihre Schwester Lilly illegal. Die elterliche Wohnung stand dann zwar leer, der Vermieter forderte die Behörde zur Mietzahlung auf; ob die Schwestern allerdings die Wohnung noch nutzen konnten ist unbekannt. Die Einrichtung der Wohnung wurde am 1. Juli 1943 geschätzt, es blieb strittig, ob die Wohnung zu diesem Termin auch geräumt wurde oder ob die Räumung erst am 15. November 1943 erfolgt sei.
Eva wurde am 3. September 1943 verhaftet. In der Sammelstelle Große Hamburger Straße musste sie am 4. September 1943 die Vermögenserklärung abgeben. Sie gab an, glaubenslos zu sein und die Nummer ihrer Kennkarte nicht zu kennen. Ihr Beruf wurde mit Vertreterin angegeben, ihre letzte berufliche Tätigkeit sei bei Siemens in Spandau-Nord gewesen zu einem Lohn von 20 RM. In den Akten befindet sich eine zweite Vermögenserklärung, angeblich am 28. Oktober 1943 abgegeben, hier heißt es, die Kennkarte sei verloren, alle anderen Angaben sind größtenteils deckungsgleich mit der ersten Vermögenserklärung bis auf die Angabe zur Lohnhöhe und der Miete. Es hat den Anschein dass es sich hier zumindest teilweise um eine Durchschrift handelt da auch die Unterschrift deckungsgleich ist. Die sich anschließende Vermögensbeschlagnahme wurde Eva Löwenthal angeblich persönlich in der Sammelstelle Große Hamburger Straße vom Gerichtsvollzieher Hirschberg am 6. November 1943 zugestellt. Laut Deportationsliste war Eva Löwenthal allerdings bereits am 10. September 1943 mit dem 42. Osttransport des RSHA nach Auschwitz deportiert worden. Auf der Deportationsliste wird ihr Beruf mit „Vertreterin“ angegeben. Von den 54 Personen des Transports wurden 9 Frauen als Häftlinge ins Lager eingewiesen. Die übrigen 45 Personen wurden in der Gaskammer getötet. Vermutlich wurde Eva Löwenthal zu den 9 Frauen. Es gibt Hinweise wonach sie im Januar 1945 ermordet wurde.
Ihre Schwester Lilly hatte bis Dezember 1942 in der elterlichen Wohnung aufgehalten, danach lebte sie im Untergrund. Sie besaß nicht die vorgeschriebene Kennkarte, sie wurde im Sommer 1944 verhaftet und in der Schulstraße 78 interniert. Dort musste sie am 22. August 1944 die Vermögenserklärung ausfüllen, sie besaß nichts mehr. Sie gab an, Arbeiterin zu sein. Am 6. September 1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert und zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.
Ihr Bruder Paul war mit seiner Frau Judith nach Paris Frankreich geflohen. Es gelang ihm, sich innerhalb der ersten beiden Jahre eine berufliche Existenz aufzubauen. Das Paar lebte ab 1934/35 in Drei-Zimmer-Wohnung in der Rue de Passy 20. Nach dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Frankreich galten beide als feindliche Ausländer und wurden im Mai 1940 in Paris interniert, dann im Camp de Gurs. Judith Löwenthal wurde am 21. Juni 1940 daraus befreit. Sie lebte danach versteckt in Caussade Tarn et Garonne. Sie wurde jedoch erneut verhaftet und wieder im Camp de Gurs interniert. Ab 7. Januar 1942 waren beide im Camp de Gurs interniert. Judith Löwenthal unternahm einen Fluchtversuch, wurde verhaftet und erhielt eine Gefängnisstrafe von 3 Monaten, die sie in Pau Barness Pyrenées verbüßte. Am 16. September 1943 wurde sie ins Camp de Brens gebracht und von dort in die Entbindungsanstalt des Schweizer Roten Kreuzes in Elne, wo ihr Sohn Claude Franck am 23. März 1944 zur Welt kam. Von da an wurde Judith Löwenthal mit ihrem Sohn von den Schweizer Rotkreuz Schwestern im Inneren Frankreichs versteckt gehalten. Bis 1946 lebten sie von der Unterstützung mitleidiger Menschen. Ihr Mann Paul blieb im Camp de Gurs und wurde von dort am 15. April 1944 deportiert, vermutlich nach Kowno/Reval, wo er am 20. Mai 1944 ermordet wurde.
Seine Frau Judith gelangte 1946 mit ihrem 2-jährigen Sohn Claude Franck nach Brasilien. Sie heiratete 1949 Karl Heinrich Theiss und starb 1970 in Curitiba/Brasilien. Claude Franck Löwenthal lebt heute in Brasilien und ist Experte für Energieversorgung. Sein Vater Paul Löwenthal wurde 1967 vom Amtsgericht Schöneberg für tot erklärt.
Alle Texte und Bilder auf dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht ohne Erlaubnis des/r Rechteinhaber*in verwendet werden.