Adelheid Josephsohn kam am 29. Oktober 1861 in Schwalgendorf in Ostpreußen als Tochter des jüdischen Kaufmanns Louis Josephsohn und dessen Ehefrau Friederike, geb. Linde, zur Welt. Adelheids Geschwister Franziska (*1865), Natalie (*1866) und Hugo (*1868) wurden ebenfalls in Schwalgendorf (polnisch Siemiany) geboren, das etwa 100 km südöstlich von Danzig liegt. Ihr Bruder Max (*1876) und die Schwester Amalie (*1877) kamen im in der Nähe gelegenen Dorf Linkenau, in das die Familie offenbar verzogen war, zur Welt. Ende der 1870er Jahre übersiedelten die Josephsohns nach Berlin, wo Adelheids jüngster Bruder Sally 1880 geboren wurde.
Adelheid Josephsohn heiratete am 4. Juni 1883 in Berlin den Schneider Jacob Goldberg, geb. am 27. Oktober 1856 in Liebemühl (Ostpreußen). Auch er gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Das Ehepaar bekam neun Kinder: Rosa (1883–1884), Elsa (*1884), Martha (*1886), Arthur (*1887), Georg (*1889), Erna (*1890), Erich (*1892), Hertha (*1894) und James (*1897).
Bis 1900 lebte die Familie an verschiedenen Adressen in der Gegend um den Hackeschen Markt, dann zogen sie in den Prenzlauer Berg. Seit etwa 1913 lebten die Goldbergs in der Trakehner Straße 3 (heute der nördliche Teil der Bötzowstraße, zwischen Danziger Straße und John-Schehr-Straße). Jacob Goldberg verdiente den Lebensunterhalt der Familie als Damenschneider, Adelheid kümmerte sich um den Haushalt und die Kinder. Anfang der 1920er Jahre setzte sich Jacob Goldberg zur Ruhe. Er verstarb am 29. Juni 1927 im Alter von 70 Jahren und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt. Fünf Jahre zuvor, am 29. April 1922, war bereits Adelheids Sohn Arthur im Alter von 34 Jahren verstorben.
Die schrittweise Entrechtung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden seit 1933 betraf auch die Familie Goldberg: Zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben erschwerten zunehmend die Existenz der Familie. Die Goldbergs versuchten, sich durch Emigration dem Druck des deutschen Staates zu entziehen.
Adelheids Sohn James wanderte mit seiner Familie 1936 über die Schweiz nach Palästina und von dort im Dezember 1936 in die USA aus. Ihre Tochter Martha, verwitwete Rosendorff, emigrierte 1937 mit Adelheids Enkelin Ruth und deren Ehemann Moris Golden nach England. Die Tochter Elsa, verheiratete Punitzer, wanderte mit ihrer Familie 1939 nach Bolivien aus.
Adelheid lebte seit etwa 1938 mit ihren Söhnen Georg und Erich sowie Erichs Ehefrau im Haus Felsendamm 11 (heute Bethaniendamm) in Kreuzberg. Das Gebäude existiert nicht mehr, dort befindet sich heute das Eckhaus Köpenicker Straße 29. Aufgrund der „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ konnte sie sich ab dem 19. September 1941 nur noch mit stigmatisierendem „ Judenstern “ in der Öffentlichkeit bewegen.
Die 81-Jährige wurde am 15. Dezember 1942 mit dem 76. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 19. Dezember starb.
Adelheids Tochter Erna Goldberg wurde bereits am 27. November 1941 mit dem „VII. Transport“ nach Riga deportiert. Dort wurde sie unmittelbar nach der Ankunft am 30. November in zuvor ausgehobenen Gruben in den Wäldern von Riga-Rumbula erschossen.
Adelheids Sohn Georg tauchte unter und lebte längere Zeit illegal in Berlin. Er wurde jedoch verhaftet und am 24. November 1944 in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Sein letztes Lebenszeichen ist eine Nachricht aus dem KZ Bergen-Belsen von Mitte März 1945. Wahrscheinlich ist Georg Goldberg dort ums Leben gekommen. Hunger und Seuchen forderten in Bergen-Belsen allein im März 1945 mehr als 18.000 Opfer.
Erich hatte 1924 die Nicht-Jüdin Pauline Alpert geheiratet. Er wurde zu schwerer Zwangsarbeit verpflichtet und am 27. Februar 1943 im Rahmen der „ Fabrikaktion “ verhaftet und in die Rosenstraße gebracht. Aufgrund seiner „Mischehe“ kam er nach zwei Wochen wieder frei. In der Folge tauchte er unter und versteckte sich bis Kriegsende bei Freunden und Verwandten.
Adelheids Tochter Hertha hatte 1919 Chaim Vitalis geheiratet. Er war als Sohn jüdischer Eltern in Konstantinopel (heute Istanbul) geboren worden und besaß die türkische Staatsangehörigkeit, welche nach der Eheschließung auf Hertha überging. Dies schützte allerdings weder das Ehepaar noch die beiden Kinder Rolf und Susi vor der Verfolgung durch den deutschen Staat. Die Familie wurde am 25. Oktober 1943 in Berlin verhaftet, Chaim und Rolf Vitalis wurden nach Buchenwald, Hertha und Susi in das KZ Ravensbrück verschleppt. Mutter und Tochter wurden am 1. März 1945 als türkische Staatsangehörige ausgetauscht und in die Türkei gebracht. Chaim Vitalis kam am 19. März 1944 in Buchenwald ums Leben, sein Sohn Rolf erlebte die Befreiung des Lagers.
Adelheids Bruder Hugo Josephsohn war bereits 1898, ihre Schwester Amalie, verheiratete Braun, 1907 in Berlin gestorben. Der Bruder Max Josephsohn starb 1926, die Schwester Natalie, verheiratete Preisach, 1934 in Berlin. Der jüngste Bruder Sally war wahrscheinlich bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA ausgewandert.
Das Schicksal ihrer Schwester Franziska Josephsohn, die noch 1939 in Berlin-Mitte lebte, ist unbekannt.
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