Frieda Salomon geb. Haas

Verlegeort
Lorenzstraße 12
Bezirk/Ortsteil
Lichterfelde
Verlegedatum
21. Juni 2023
Geboren
28. November 1899 in Meiningen (Thüringen)
Deportation
am 12. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
1943 in Auschwitz
Biografie

Frieda Salomon wurde als jüngste Tochter des Mitinhabers der Likör- und Essigfabrik Gebrüder Haas, Julius Haas (Jg. 1852), und seiner Frau Jenny geb. Lindner (Jg.1864) am 28.11.1899 in Meiningen/Thüringen geboren und wuchs dort zusammen mit ihren drei älteren Schwestern, das erste Kind der Familie war bereits bei der Geburt verstorben, auf. 

Nach dem frühen Tod ihres Vaters im Jahr 1906 übernahm die Mutter Jenny zunächst mit ihrem Schwager Arnold Haas die Leitung des Unternehmens, bis sie nach Arnolds Tod 1931 an dessen Sohn übertragen wurde.

Leider ist uns über die Kindheit und Jugend Friedas und ihrer drei älteren Schwester nicht viel bekannt. Anzunehmen ist aber, dass sie eine gute Ausbildung erhielten und auch mit geschäftlichen Dingen befasst waren. Einschneidend war sicher die Tatsache, dass ihre Schwester Grete im Jahr 1920 mit 31 Jahren sehr früh verstarb. Deren Ehemann, Albert Walter, heiratete zwei Jahre später die jüngere Schwester Milly. Beide lebten in Bamberg und bekamen im Februar 1928 die Tochter Helga. Martha heiratete den Grünstädter Möbelfabrikanten Albert Seelenberger und führte mit ihm dessen Familienunternehmen in Grünstadt, Unterfranken. Die Tochter Margot kam im Jahr 1911 auf die Welt, der Sohn Gustav drei Jahre später.

Am 14.11.1929 heiratete Frieda in Meinigen den zehn Jahre älteren, aus Berlin stammenden Handelsvertreter Theodor Salomon (geb. 27.11.1889). 

Der Lebensschwerpunkt des Ehepaares lag spätestens ab diesem Zeitpunkt in Berlin. Dort kam dann auch die Tochter Irene am 2.9.1930 zur Welt. 

Die junge Familie lebte zu dieser Zeit in Friedenau, unter der letzten Geschäftsadresse des Vaters von Theodor, Gustav Gabriel Salomon (Jg. 1853). Dieser führte einen Handel mit Chemie- und Drogeriewaren. Nach seinem Tod im Jahre 1912 führten Theodor und seine Mutter Pauline geb. Marcus (Jg. 1860) das Handelsgeschäft in der Friedenauer Ringstraße 47 (heute Dickhardtstraße) weiter. 

Wann Frieda und Irene nach Lichterfelde Ost in die Lorenzstraße 12 zogen ist unklar. Tatsache ist, dass Frieda und Irene dort unter der bereits mindestens seit 1935 bestehenden Geschäftsadresse „G. Salomon, Kosmetische Artikel“ gemeldet waren. Vielleicht führte Frieda von dort aus zunächst noch einen Teil der Handelsgeschäfte weiter. Das Handelsgeschäft wurde schließlich im Jahr 1940 „aufgelöst“.

Theodor Salomon wurde dagegen nicht unter dieser Adresse geführt. Vielmehr lebte er zeitweilig, zumindest bis 1939, in Rostock und in Berlin, hier unter der Adresse Marschnerstraße 18 in Lichterfelde West, zur Untermiete bei den Schwestern Margarete und Marie Anna Cohn. Vermutlich waren es berufliche Gründe, weswegen der Handelsvertreter zumindest zeitweise in Rostock wohnte. 

Am 1. April 1937 wurde Irene Schülerin der Grundschule Unter den Kastanien in Lichterfelde Ost. Hier scheint sie zumindest anfänglich eine unbeschwerte Kindheit als Schülerin verbracht zu haben und Freundschaft mit zumindest einer Mitschülerin aus der Nachbarschaft geschlossen zu haben. Dies wissen wir aus den Erzählungen dieser ehemaligen Schulkameradin. Bereits im November 1938 musste Irene als Jüdin die Schule unter den Kastanien verlassen. Erst im Oktober 1939 besuchte sie wieder eine Schule – die VIII. Private Volksschule der jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Joachimsthaler Straße (Joseph Lehmann Schule). Auch diese besuchte sie nur bis März 1940. 

Wann Frieda und Irene aus der Wohnung in Lichterfelde auszogen bzw. ausziehen mussten, ist nicht bekannt. Tatsache ist, dass sie zuletzt, bis Juli 1942, noch einmal zusammen mit Theodor in dem von ihm angemieteten Zimmer in der Marschnerstraße 18 lebten.

Im Juli 1942 wurden Margarete und Marie Anna Cohn nach Theresienstadt deportiert.

Vermutlich wurde Theodor danach sofort in das Landwerk Neuendorf im Sande bei Fürstenwalde überführt. Der 1932 als jüdische Ausbildungsstätte für junge arbeitslose Erwachsene, später zur Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina eingerichtete Gutshof Neuendorf bei Fürstenwalde war 1941 der SS unterstellt worden und diente künftig als Sammel- und Zwangsarbeiterlager. 

Frieda und ihre Tochter Irene wohnten ab diesem Zeitpunkt in der Holsteinischen Straße 42, von wo aus sie am 12.3.1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Auch Theodor wurde an diesem Tag mit demselben Transport von Berlin aus nach Auschwitz deportiert. 

947 Juden, davon allein 942 Menschen mit Berliner Adresse wurden am 12.3. vom Güterbahnhof an der Putlitzerstraße in Moabit aus deportiert. Unter dem Betreff "Judentransporte aus Berlin" berichtete Arbeitseinsatzführer Schwarz mit Fernspruch vom 15.3.: "K.L.-Auschwitz meldet Judentransport aus Berlin. Eingang am 13.3.43. Gesamtstärke 964 Juden (auf dem Weg nach Auschwitz wurden in Schlesien noch weitere Juden in den Transport aufgenommen). Zum Arbeitseinsatz kamen 218 Männer u. 147 Frauen. Die Männer wurden nach Buna überstellt. Gesondert wurden 126 Männer u. 473 Frauen u. Kinder untergebracht." 

Ein Todesdatum ist für Theodor, Frieda und Irene Salomon nicht bekannt. Aller Wahrscheinlichkeit wurden sie aber unmittelbar nach der Ankunft getötet. 

Auch die Schwestern von Frieda wurden mit ihren Ehemännern, Milly Walter auch zusammen mit der vierzehnjährigen Tochter Helga bereits 1941 in Riga bzw. Martha Seelenberger 1942 in Auschwitz, ihr Mann Albert 1943 in Majdanek ermordet. Ihre beiden Kinder konnten noch rechtzeitig fliehen. Friedas Mutter Jenny wurde 1942 von Meiningen aus nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet, ebenso Friedas Tante und eine Cousine.  Die Mutter Theodor Salomons und Elisabeth Salomon, eine seiner beiden älteren Schwestern wurden bereits im Oktober 1941 nach Litzmannstadt deportiert und wenige Monate später von dort aus in das Vernichtungslager Kulmhof , wo sie ebenfalls ermordet wurden. Hermine, seine zweite Schwester wurde im Januar 1943, nur wenige Monate vor ihrem Bruder und dessen Familie ebenfalls nach Auschwitz deportiert und getötet. 

Nur wenige enge Familienmitglieder der Familien Salomon und Haas konnten rechtzeitig ins Ausland fliehen und die Verfolgung überleben.

Die Stolpersteinverlegung war ein Schülerprojekt der 6. Religionsklasse der Grundschule Unter den Kastanien in Lichterfelde Ost. Sie initiierte die Verlegung und übernahm zugleich mit großem Engagement die Patenschaft. Hintergrund und Anlass für die von den Schülern ausgehende Recherche und das Stolpersteinprojekt war die Erzählung der ehemaligen Mitschülerin an der Kastanienschule, der damaligen 12. Volksschule in Lichterfelde Ost. 

https://ru-ekbo.de/stolpersteinver…