Hugo Kaplan kam am 10. Juni 1887 in Ostrowo in der preußischen Provinz Posen als Sohn des jüdischen Kaufmanns Benno Kaplan und dessen Ehefrau Rosa, geb. Horwitz, zur Welt. Die Stadt Ostrowo (polnisch Ostrów Wielkopolski) liegt etwa 90 km nordöstlich von Breslau, wohin die Familie Kaplan um 1890 übersiedelte. Hugo hatte noch einen älteren Bruder Harry (*1881). Über die Kindheit und Jugend von Hugo Kaplan haben sich keine Informationen erhalten. Er erlernte den Beruf des Dekorateurs und ist als solcher das erste Mal im Jahr 1909 im Breslauer Adressbuch verzeichnet.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt heiratete er Helene Fink, geb. am 27. September 1883 in Golkowitz (Schlesien). Sie war Putzmacherin – diese fertigen Kopfbedeckungen für Damen – und gehörte ebenfalls der jüdischen Religionsgemeinschaft an. Sie brachte ihren 1906 in Breslau unehelich geborenen Sohn Werner Fink mit in die Ehe.
Die kleine Familie übersiedelte um 1918 in die Reichshauptstadt, wo das Ehepaar Kaplan in der Brunnenstraße 181 in Mitte ein Geschäft für Damenhüte eröffnete. Seit Anfang der 1920er Jahre verkauften sie dort auch Strickwaren. Laut Berliner Adressbuch betrieb Hugo Kaplan Mitte der 1920er Jahre in der Veteranenstraße 8 sogar seine eigene Mechanische Strick- und Wirkwaren-Fabrik „Huka“.
Seit 1927 firmierte das Geschäft der Kaplans in der Brunnenstraße 181 im Adressbuch als „Sportmodehaus“, um 1929 bezog das Ehepaar eine Wohnung in der Neuen Schönhauser Straße 19. Sie lebten in gutbürgerlichen Verhältnissen.
Als das Geschäft infolge der Wirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre zurückging, gab das Ehepaar Kaplan den Laden und die Wohnung in Mitte auf, zog nach Kreuzberg und gründete eine kleine Firma, in der sie Lampenschirme fabrizierten.
Laut Werner Fink hatte Hugo Kaplan zur Fabrikation der Lampenschirme größere Kellerräume im Haus Ritterstraße 30a, in dem das Ehepaar auch seine Wohnung hatte, gemietet – das Gebäude existiert nicht mehr, es befand sich an der Ritterstraße / Ecke Brandenburgstraße (heute Lobeckstraße). Die Kaplans beschäftigten je nach Arbeitsanfall drei oder vier ungelernte weibliche Arbeitskräfte. Während Helene Kaplan sich vor allem um die Herstellung der Lampenschirme kümmerte, war ihr Ehemann hauptsächlich für den Verkauf zuständig. Trotz des allgemeinen Boykotts jüdischer Geschäftsleute müssen die Lampenschirme der Kaplans einen guten Absatz gefunden haben.
Mit der zunehmenden Entrechtung und Verfolgung von Juden schickte die Jüdische Gemeinde regelmäßig eine Anzahl von Umschülern in den Betrieb, um diese in Vorbereitung auf ihre Auswanderung auf Handwerksberufe umzuschulen. Auf diese Weise arbeiteten in der Lampenschirm-Fabrik etwa 10 bis 13 Leute.
Der Sohn Werner Fink wanderte im September 1938 mit seiner Frau Elka, geb. Berkman, die er 1936 in Berlin geheiratet hatte, über Antwerpen nach New York aus. Er stand mit seinen Eltern zunächst noch in Briefkontakt und erfuhr so, dass sie Ende 1938 gezwungen wurden, die Lampenschirmfabrikation einzustellen. Auch Hugo und Helene Kaplan wollten Deutschland nun verlassen: Sie ließen sich auf der Einwanderer-Warteliste des Amerikanischen Generalkonsulats in Berlin vornotieren. Doch zur Emigration sollte es nicht mehr kommen.
Hugo und Helene Kaplan wurden am 1. November 1941 vom Bahnhof Grunewald mit dem 4. Osttransport in das Ghetto Lodz deportiert. Die Lebensbedingungen im Ghetto waren unmenschlich: Die Bewohner mussten Zwangsarbeit leisten, litten unter Unterernährung, starben massenhaft an Krankheiten oder erfroren im Winter. Die engen und unzureichenden Wohnverhältnisse sowie die trostlose hygienische Situation trugen ebenfalls zur hohen Sterberate bei. Hugo und Helene Kaplan schafften es trotzdem, unter diesen Bedingungen über 2 ½ Jahre zu überleben. Am 28. Juni 1944 wurden sie in das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno) deportiert und ermordet.
Hugos Bruder Harry Kaplan wurde am 28. März 1942 von Berlin mit dem 11. Osttransport nach Piaski deportiert und kam zu einem unbekannten Zeitpunkt ums Leben.
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