Käthe Silberstein geb. Crohn

Verlegeort
Schönhauser Allee 144
Bezirk/Ortsteil
Prenzlauer Berg
Geboren
11. Mai 1900 in Berlin
Beruf
Hausfrau
Flucht
1939 Shanghai
Überlebt
Biografie

Käthe Crohn wurde am 11. Mai 1900 als mittleres von drei Kindern des jüdischen Kaufmanns Adolf Crohn und dessen Ehefrau Lieschen geb. Lewin in Berlin-Neu-Kölln geboren. Sie wuchs mit dem 4 Jahre älteren Bruder Walter und der 4 Jahre jüngeren Schwester Frida auf. Über ihre Kinder- und Jugendjahre wissen wir nichts. Vermutlich hat sie Ostern 1915 die acht-klassige Gemeindeschule beendet. Ob und als was sie danach beruflich tätig war konnte nicht ermittelt werden. Im November 1925 starb der Bruder Walter mit nur 30 Jahren im Poliklinisches Institut für Innere Medizin in Berlin-Mitte. Am 26. Dezember 1929 heiratete Käthe den drei Jahre älteren Rechtsanwalt Dr. Alfred Silberstein, der in der Burgstraße 29 seine Wohnung und Kanzlei hatte Ab der Ausgabe 1931 (also Umzug in 1930) bis zur Ausgabe 1939 ist der Rechtsanwalt und Notar Dr. Alfred Silberstein dann unter der Anschrift Schönhauser Allee 144 verzeichnet. Im Januar 1931 wurde ihr Sohn Walter Horst – vermutlich in dieser Wohnung- geboren.

Mit der Machtübernahme der Nazis in Deutschland wurden auch für die Familie Silberstein die Lebensumstände immer dramatischer. Als Juden diffamiert, wurden sie in den Folgejahren systematisch entrechtet, enteignet und verfolgt.

So wurde auch dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Alfred Silberstein die Ausübung seines Berufes verboten. Da er im 1. Weltkrieg gekämpft hatte, unterlag er einer Ausnahmeregelung, die dieses Berufsverbot nicht „schon“ 1933 sondern „erst“ 1938 in Kraft setzte. Nach der Pogromnacht im November 1938 wurde Alfred von einem Bekannten gewarnt und mit Papieren versehen, die ihm und seiner Familie eine legale Ausreise aus Nazi-Deutschland ermöglichte. Käthe`s Vater, Adolf Crohn, war am 21. November 1938 im Jüdischen Krankenhaus Wedding lt. Sterbeurkunde an Herzmuskelschwäche verstorben. Ob sein Tod mit Geschehnissen in oder um die „Reichspogromnacht“ vom 9. November zu tun hatte, kann nicht belegt werden. Im März 1939 hatte die Familie Silberstein alle notwendigen Papiere zur Ausreise beisammen, alle Formalien um die Auflösung der Wohnung waren erledigt …. doch Schwiegervater Eugen Silberstein verstarb am 5. April 1939 im Jüdischen Krankenhaus Wedding an Gesichtsrose und Herzschwäche. Nur fünf Tage nach dessen Tod gelang dem Sohn Alfred am 10. April 1939 mit der verwitweten Mutter, Jette Silberstein geb. Ascher, seiner Frau Käthe, dem 8-jährigen Sohn Horst sowie Käthes Mutter, der Witwe Lieschen Crohn geb. Lewin, per Zug über die Schweiz nach Italien und von dort mit einem Kreuzfahrtschiff nach Shanghai/China zu entkommen. Sogar den Abtransport des Hausrates per Container konnte Alfred noch organisieren – und damit die Existenzgrundlage der Familie in der Emigration in China sichern. Käthes Schwiegermutter, Jette Silberstein starb im Mai 1946 noch in Shanghai. Alfred, Käthe, Horst und Mutter, Lieschen Crohn, konnten später in die USA emigrieren, wo die Mutter Lieschen Crohn im Juli 1954 verstarb. 

Dr. Alfred Silberstein starb im August 1971 in Philadelphia - hoch angesehen für sein soziales Wirken. Seine Frau Käthe Silberstein geb. Crohn überlebte ihn um knapp zwei Jahre. Sie starb im April 1973 in Philadelphia. 

Auf Antrag der Familie wurden am 12. Juni 2024 vor dem letzten frei gewählten Berliner Wohnsitz in der Schönhauser Allee 144 für Käthe Silberstein, ihren Mann Dr. Alfred, den Sohn Horst sowie für die Eltern, Eugen und Jette Silberstein geb. Ascher, fünf Stolpersteine verlegt.