Ursula Seligmann geb. Hamburger

Verlegeort
Viktoria-Luise-Platz 12
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
17. Mai 2024
Geboren
31. Januar 1920 in Berlin
Deportation
am 01. März 1943 nach Auschwitz
Ermordet
Biografie

Ursula wurde am 31. Januar 1920 in Berlin geboren. Sie hatte die Zwillingsschwester Ruth, die aber schon nach vier Monaten gestorben ist. Ihr Vater war der Kaufmann Heinrich Hamburger, ihre Mutter war Friederike Hamburger, geb. Schmer, verwitwete Cohn.

Ursula wuchs mit ihrer Stiefschwester Ilse Margot auf, die während der ersten, sehr kurzen Ehe ihrer Mutter mit dem Kaufmann Siegfried Cohn geboren war. Dieser war im Alter von nur 28 Jahren verstorben, als Ilse Margot gerade ein halbes Jahr alt war.

Ursula besuchte u. a. eine Schule in der Dankelmannstraße in Charlottenburg. Sie wurde Kinderpflegerin, wie aus der sogenannten Hauskarte vom 16. Mai 1939 hervorgeht. Diese Hauskarte war Teil der Volkszählung vom Mai 1939. Die Nazizeit wurde für alle jüdischen BewohnerInnen Deutschlands zunehmend unerträglich. Erniedrigung und Entrechtung zwangen viele zur Flucht. Zum Zeitpunkt der Volkszählung am 17. Mai 1939 lebten weitere Familienmitglieder in der Wohnung am Viktoria-Luise-Platz 12. Neben ihrer Stiefschwester Ilse Margot und deren Mann Theodor Krohner lebten dort auch Inge Ludwig, die Tochter von Friederikes Schwester Erna. Diese Drei konnten 1939 nach Palästina flüchten. Ursula blieb noch bis April 1941 bei ihren Eltern, ging dann aber nach Paderborn in das jüdische Umschulungs- und Einsatzlager Am Grünen Weg. Dort wurden junge Leute für ein neues Leben in Palästina ausgebildet.

Aber schon im Juni 1941 wurde dieses Umschulungslager durch die Nazis zum Arbeitslager umgewandelt und die Bewohnern mussten den Gelben Stern tragen. Die Ernährung wurde zunehmend dürftiger. Im Lager Paderborn aber verliebte sich Ursula und heiratete am 2. März 1942 Salo Seligmann, der auch aus Berlin stammte. Laut Heiratsurkunde waren die Trauzeugen Charlotte Brinitzer (die Schwester von Salo) und Fritz Krohner (ein Schwager von Ursula), damals auch Bewohner des Lagers Am Grünen Weg.

In den Akten im Brandenburgischen Hauptarchiv existiert ein handgeschriebener Brief von Ursula vom 20. Oktober 1942 an den Oberfinanzpräsidenten, in welchem sie erwähnt, dass sie informiert war, dass ihre Eltern deportiert worden waren und in dem sie um das Geld bat, welches ihr Vater für sie abgetreten hatte. Das Lager wurde am 1. März 1943 geräumt. Alle dort noch lebenden Personen wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet. Salo Seligmann bekam noch die Häftlingsnummer 105022. Vermutlich musste er Zwangsarbeit leisten.

Wann genau Ursula ermordet wurde, ist nicht bekannt, vermutlich sofort bei ihrer Ankunft. Ursula Seligmann, geb. Hamburger wurde 22 Jahre alt.