Erwin Spandau wurde am 4. November 1907 geboren. Seine Eltern sind Eberhard und Amanda Spandau. Er hatte zwei Brüder: Herbert und Werner Spandau. Gemeinsam lebten sie in der Cranachstr. 59 in Berlin-Friedenau.
Erwin machte sich als Elektrotechniker selbständig. Davon zeugen zwei Gewerbeanmeldungen in Friedenau: Einmal in der Hauptstraße 76, der Adresse des Geschäfts seiner Eltern, in dem er vermutlich auch gelegentlich mitarbeitete, sowie in der Cranachstraße 59, seinem Wohnort. Weiter beschreibt er in seinem Lebenslauf, dass er von 1938-42 in der Rüstungsindustrie arbeiten musste. Von der „Wehrmacht in Frieden“ wurde er im Übrigen im Vorfeld des 2. Weltkriegs – im Juni 1939 - dauerhaft ausgeschlossen.
Erwin war wie sein Vater und sein Bruder Werner Mitglied in der „Kameradschaft Rubens“ in der „Eisernen Front“.
Die „Eiserne Front“ war der Zusammenschluss von SPD, Gewerkschaften, Arbeitersportbund und dem „ Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold “, um die immer stärker werdenden Nazis in den Jahren ab 1931 stärker zu bekämpfen. Nach dem Verbot der SPD und aller verwandten Organisationen traf man sich noch illegal unter dem Deckmantel von Sportaktivitäten oder Gesangsvereinen. Nur eine Minderheit wagte es, weiter politisch tätig zu sein. Dazu scheinen die Spandaus gehört zu haben. Erwins Mutter Amanda gibt an, dass die drei in der „Verbreitung illegaler Schriften“ tätig waren.
Erwin war selbstständiger Elektrotechniker, bis er seinen Betrieb 1938 aufgeben musste. Das war eine Folge des von den Nationalsozialisten nach den Novemberpogromen am 12. November 1938 verfügten Erlasses, dass Juden vom 1. Januar 1939 an kein Einzelhandelsgeschäft, Versandgeschäft oder Bestellkontor betreiben und kein selbstständiges Handwerk ausüben durften.
Erwin schrieb in einer eidesstattlichen Erklärung 1955:
“Nach der Zerstörung meines Friedenauer Installationsgeschäfts in der „Kristallnacht“ habe ich von 1939 bis 1941 in der Maschinenfabrik Willy Naumann in der Schönhauser Allee 132 zu einem Wochenlohn von 45 RM mit Abzug von 15% Sondersteuer gearbeitet.“
Das Leben der jüdischen Menschen in Deutschland wurde zunehmend unerträglich, so dass sich Erwin Spandau für eine Auswanderung nach Australien interessierte, woraus aber nichts wurde. Er wählte ein anderes, nicht ungefährliches Leben: Er verübte im Betrieb, in dem er arbeitete Sabotage, wurde verhaftet, floh und versteckte sich. Er lebte in der Illegalität. Einige Zeit kam er am Kösterdamm 34 in Kreuzberg unter, wo sein Onkel Otto lebte. Solange es ging, verdiente Erwin für sich und seine Familie den Lebensunterhalt, doch in der Illegalität hatte er weder Arbeit noch Lebensmittelkarten.
Seine Mutter Amanda schrieb 1945 über diese Jahre:
„Auch mein 2. Sohn Erwin wurde im Jahr 1942 wegen einer politischen Äußerung und Sabotage im Betrieb von der Gestapo verhaftet und konnte sich seiner Verhaftung durch die Flucht entziehen. Er lebte in Bln. 2 ½ Jahre illegal. 1944 wurde er von einer Wehrmachtsstreife gestellt und in ein Sammellager gebracht. Ein halbes Jahr verbrachte er im Sammellager und wurde nach Theresienstadt gebracht und konnte sich im letzten Augenblick kurz vor Dresden durch Absprung aus dem Zug sich der Sonder-Dienst-Schutzmannschaft entziehen. Bei Einzug der Roten Armee war mein Sohn nach jahrelanger Verfolgung endlich wieder ein freier Mann.“
1943 bekam Erwin gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Helene Gerling einen Sohn. Sie nannten ihn Werner, nach Erwins verstorbenem Bruder. Im Juni 1945 heirateten er und Helene. Nach dem Krieg wohnte das Ehepaar kurzzeitig im Vorarlberger Damm 18 in Friedenau. Am 4. Juli 1945 bekam der kleine Werner eine Schwester, die aber nicht lange lebte. Sie starb am 23. August 1945.
Erwin, Helene und Werner verließen am 22. August 1946 Deutschland von Bremen aus mit dem Schiff Richtung New York. Dort bekam das Ehepaar am 28. Oktober 1946 eine weitere Tochter, Sylvia. In den USA nahmen sie die amerikanische Staatsangehörigkeit an. 1951 folgte ihnen Erwins Mutter Amanda.
Erwin Spandau starb im Jahr 1964.
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