Inge Herlitz geb. Jacobsohn wurde am 23. Juli 1922 als Tochter von Leo und Charlotte Jacobsohn geb. Rosenberg in Berlin geboren. Der Vater war Textilkaufmann und lebte mit seiner Familie in der Budapester Straße in Berlin-Charlottenburg.
Unglücklicherweise verstarben Inges Eltern beide innerhalb des Jahres 1933. Sie wurden auf dem Jüdischen Friedhof Weissensee beerdigt. Inge war nun Waise und zog zu Frida Cohn geb. Jacobsohn nach Neukölln. Dort besuchte sie die Volksschule.
Höchstwahrscheinlich wurde Frida Cohn im Rahmen der Polenaktion 1938 aus Deutschland abgeschoben. Inges Tante Erna Abraham geb. Rosenberg, wohnhaft in Oranienburg, nahm ihre Nichte bei sich auf. Die Witwe lebte in der Bernauer Straße mit ihren Kindern Martin Joachim und Beate, die etwa im gleichen Alter wie Inge waren.
Inge heiratete mit 18 Jahren den jungen Fahrstuhlmonteur Oskar Herlitz aus Oberschöneweide. Sie zog zu ihm in die Wattstr.11, wo die Schwiegermutter Johanna Herlitz geb. Cohn ihnen ein Zimmer zur Verfügung stellte. Man lebte dort nun sehr beengt, denn ein weiteres Zimmer war an eine nicht-jüdische Familie untervermietet. Für den Rest der Familie Herlitz - Schwiegermutter und die Schwägerinnen Dorothea und Henriette - stand nun nur noch die Küche zur Verfügung.
Von der Einführung der Zwangsarbeit für jüdische Menschen waren auch Inge und ihr Mann betroffen. Sie selbst musste im Germania-Spiralfederwerk in der Braunauer Straße (heute: Sonnenallee) in Neukölln für Pfennigbeträge Federn richten.
Im Juni 1942 wurden Inges Schwiegermutter und die Schwägerin Dorothea in das Vernichtungslager Sobibor deportiert. Die Wohnungssituation spitzte sich damit zu, denn nun fehlt die Hauptmieterin. Oskar und Inge hatten keinerlei finanzielle Reserven für eine Flucht. Auch waren die Grenzen längst dicht.
Am 15.August 1942 wurde das Ehepaar vom Güterbahnhof Putlitzstr./Quitzowstr. in Berlin-Moabit mit dem Transport 18 nach Riga/Lettland deportiert. Das weitere Schicksal von Inge ist nicht bekannt, aber man weiß heute, dass nach Ankunft des Zuges über 1000 Personen direkt im nahegelegenen Wald von Bikernieki erschossen und in bereits angelegten Massengräbern verscharrt wurden.
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