Eugen Silberstein

Location 
Schönhauser Allee 144
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
12 June 2024
Born
26 April 1868 in Fraustadt (Schlesien) / Wschowa
Occupation
Kaufmann
Dead
05 April 1939 in Berlin
Biography

Eugen Silberstein wurde am 26. April 1868 als ältestes von sechs Kindern des jüdischen Fabrikanten Wilhelm Silberstein und dessen Ehefrau Cäcilie geb. Levy in Fraustadt / Schlesien geboren. Nach der Trennung der Eltern zog die Mutter mit den Kindern nach Berlin. Cäcilie Silberstein geb. Levy wird ab dem Adressbuch Berlin von 1895 als Haushaltsvorstand unter der Anschrift: Goltzstr. 35 II. Etage in Schöneberg (damals noch bei Berlin) genannt. Sie starb am 23. Mai 1915 im Jüdischen Krankenhaus Berlin-Wedding. 

Der älteste Sohn Eugen wurde Kaufmann von Beruf und heiratete am 7. Oktober 1896 in Berlin die zwei Jahre jüngere Jette Ascher (* 15. Januar 1870 in Ritschenwalde Krs. Obornik/Posen). Aus der Eheurkunde wissen wir, dass Eugen bei der Mutter Cäcilie in Schöneberg bei Berlin und Jette bei den Eltern – dem Schneider Hirsch Ascher und seiner Ehefrau Michle geb. Baruth – im Berliner Scheunenviertel in der Dragonerstraße 4 wohnte. Eugen und Jette bekamen zwei Söhne. Am 7. August 1897 wurde Alfred Joachim in der Wohnung der Eltern in der Goethestr. 58 in Charlottenburg (damals noch bei Berlin) geboren. Ihm folgte am 9. März 1900 sein Bruder Johann Philipp. Die Familie wohnte bis etwa 1907 unter verschiedenen Adressen in Charlottenburg. Ab der Ausgabe 1907 finden wir Eugen Silberstein dann in Berlin-Mitte. Er betrieb in der Münzstraße 1 gemeinsam mit Hermann Kulke ein Bank-, Wechsel- und Lotteriegeschäft. Im Jahre 1916 zogen Eugen, Jette und die Kinder dann in die Schönhauser Allee 144 in die II. Etage in Berlin-Prenzlauer Berg. In den Adressbüchern von 1917 bis 1930 ist Eugen als Kaufmann mit Telefon verzeichnet. Er vollendete 1930 sein 62-tes Lebensjahr und war vmtl. Pensionär / Privatier geworden. Denn ab der Ausgabe 1931 bis zur Ausgabe 1939 ist dann der Rechtsanwalt und Notar Dr. Alfred Silberstein unter dieser Anschrift verzeichnet – vermutlich hat Eugens ältester Sohn die Wohnung übernommen.

Mit der Machtübernahme der Nazis in Deutschland wurden auch für die Familie Silberstein die Lebensumstände immer dramatischer. Als Juden diffamiert, wurden sie in den Folgejahren systematisch entrechtet, enteignet und verfolgt.

So wurde dem Sohn Dr. Alfred Silberstein die Ausübung seines Anwalt- und Notarberufes verboten und damit die wirtschaftliche Existenz genommen. Auch die Familie Silberstein bemühte sich deshalb um die Möglichkeit zur Emigration aus Deutschland. Im März 1939 hatten sie endlich alle notwendigen Papiere zur Ausreise beisammen, alle Formalien um die Auflösung der Wohnung waren erledigt …. doch Eugen Silberstein verstarb am 5. April 1939 im Jüdischen Krankenhaus Wedding an Gesichtsrose und Herzschwäche. Eugen und Jette wohnten lt. Sterbeurkunde zu diesem Zeitpunkt in der Martin-Lutherstr. 81 in Berlin-Schöneberg. Im Adressbuch ist Eugen nicht vermerkt – das Ehepaar lebte also dort als Untermieter. Bei wem sie wohnten und seit wann, konnte nicht ermittelt werden. Eugen Silberstein wurde auf dem Jüdischen Friedhof Weissensee bestattet. Sein Grab ist noch heute dort zu finden. Nur 5 Tage nach Eugens Tod gelang es Sohn Alfred am 10. April 1939 mit Mutter und nun Witwe, Jette Silberstein geb. Ascher, seiner Frau Käthe, dem 8-jährigen Sohn Horst sowie der Schwiegermutter Lieschen Crohn geb. Lewin per Zug über die Schweiz nach Italien und von dort mit einem Kreuzfahrtschiff nach Shanghai/China zu entkommen.

Auf Antrag der Familie wurden am 12. Juni 2024 vor dem letzten frei gewählten Wohnsitz in der Schönhauser Allee 144 für Eugen Silberstein, seine Frau Jette geb. Ascher, den Sohn Alfred, dessen Frau Käthe sowie deren Sohn Horst fünf Stolpersteine verlegt.